Spiel ohne Grenzen

Bereits im April 1972 hatte sich Rosenheim auf Initiative des Stadtrats Richard Horner für die Teilnahme beim "Spiel ohne Grenzen", der beliebten Fernsehsendung zwischen Show, Spiel, Sport und Theater, beworben. Eineinhalb Jahre später kam dann die Zusage vom Westdeutschen Rundfunk, wobei Rosenheim als Austragungsort allerdings nicht berücksichtigt werden konnte.

Doch die Teilnahme der Stadt für das Jahr 1974 wurde bestätigt. Damit stand das Jahr 1974 für die Rosenheimer unter dem Motto "Spiel ohne Grenzen". Am Sonntag, den 21. April 1974, mussten die Rosenheimer in Rheinhausen in der nationalen Vorrunde das Spiel gewinnen, um einen Monat später Deutschland bei der internationalen Runde in Belgien zu vertreten.

Im Februar fand in der Luitpoldhalle der Test zur Bildung der Rosenheimer Mannschaft statt, die Richard Horner trainierte und betreute. Für die Mannschaft wurden zehn männliche und zwei weibliche Teilnehmer ausgewählt, die dann in Rheinhausen für die elf verschiedenen Spiele ausgelost wurden.

Voraussetzung war eine gewisse körperliche Kondition, Reaktionsschnelligkeit und Geschicklichkeit. Verantwortlich für die Organisation war Hans Baumann, als offizieller Vertreter der Stadt fungierte Bürgermeister Dr. Michael Stöcker.

In Rheinhausen stand das Spiel ohne Grenzen unter dem Thema "Im Kinderland" und wurde im städtischen Stadion ausgerichtet. Vor 8.000 Zuschauern im Stadion und Millionen an den Fernsehgeräten besiegte das Rosenheimer Team knapp mit 12:11 Punkten seine Gastgeber.

Die Rosenheimer Mannschaft war gut vorbereitet und schaffte nicht nur die sportlichen Spiele locker. Auch im Zwischenspiel, in dem um Geld gespielt wurde, holte Richard Horner ein hervorragendes Ergebnis. Elf geschaffte "Memory-Pärchen" brachten 1.650 Mark für das Heilpädagogische Zentrum in Rosenheim.

Zur Sendezeit war das Rosenheimer Straßenbild so ruhig wie sonst nur bei einem großen Fußballspiel. Dem Aufruf, als Schlachtenbummler mit nach Rheinhausen zu fahren, waren nur sehr wenige Rosenheimer gefolgt, die stattdessen das Geschehen lieber am Fernseher verfolgten.

Vier Wochen später, am 19. Mai, vertrat Rosenheim die Bundesrepublik in der internationalen Runde. Wieder hatten die Rosenheimer Grund zum Jubeln: Überlegen mit 47 Punkten gewann Rosenheim die internationale Runde des Städteturniers gegen Cerveteri (Italien), Lianz (Schweiz), Wierden (Niederlande), Southport (Großbritannien), Briey (Frankreich) und den holländischen Gastgeber Bouillon.

In einem spannenden Wettkampf gewann die Rosenheimer Mannschaft knapp diese Runde mit fünf gewonnenen von insgesamt acht Spielen. Außer dem Fernsehpokal konnten die Rosenheimer auch die Wildsau Karoline als Siegestrophäe entgegennehmen.

Ein halbes Jahr mussten die Rosenheimer dann um ihren Einzug in das Europafinale bangen, denn nur der punktbeste Vertreter jedes der sieben teilnehmenden Länder zog in die Endrunde ein. 14 Tage vor der entscheidenden Sendung am 18. September im holländischen Leiden stand fest: Rosenheim hatte es geschafft.

Doch obwohl die Mannschaft gut vorbereitet und sich vornehmlich aus lokalen Spitzensportler wie der Trampolinspringerin Ingrid Schöner, der Skifahrerin Resi Mayr, den Leichtathleten und Bobfahrer Fritz Ohlwärter und Hans Wagner u. a. zusammensetzte, erreichten die Rosenheimer nur den vierten Platz. Ein falsch gesetzter Joker und nur drei gewonnene Spiele reichten nicht zum Sieg. Die Mannschaft nahm's gelassen. In erster Linie war das Fernsehspektakel eine Mordsgaudi und eine gute Werbung für Rosenheim.

Zeitzeuge