Städtepartnerschaften mit Briancon und Lazise

Die Postverbandsjugend Rosenheim knüpfte bereits 1968 die ersten Kontakte zu Briancon, als Postoberinspektor Georg Weindl, Mitglied in der Landesleitung des Deutschen Beamtenjugendbundes und Leiter der örtlichen "Section Jumelages Europens" der Post, der Abteilung für europäische Partnerschaft, mit einer Gruppe Jugendlicher zu den olympischen Winterspielen nach Grenoble fuhr.

Da die Rosenheimer in Grenoble kein Quartier fanden, wichen sie in das etwa 100 Kilometer entfernte Briancon aus. Der Empfang der Rosenheimer Postler war so herzlich, dass Weindl seitdem regelmäßig mit weiteren Gruppen in die südostfranzösische Stadt zwischen Grenoble und dem italienischen Turin fuhr.
 

In dieser Zeit wurden zahlreiche Kontakte mit der Stadtverwaltung, dem Gymnasium und dem Fremdenverkehrszentrum geknüpft und ein Kreis zur Förderung der deutsch-französischen Freundschaft gebildet, sodass der Weg zu einer Städtepartnerschaft nur noch eine Frage der Zeit war. In gegenseitigen Besuchen lernten sich die neuen Freunde kennen, bis im November 1974 die amtliche Bestätigung erfolgte.

Am 12. November 1974 beschloss der Rosenheimer Stadtrat einstimmig die Städtepartnerschaft zwischen Rosenheim und Briancon. Vier Tage später fuhr eine Delegation des Stadtrats unter der Leitung von Oberbürgermeister Dr. Albert Steinbeißer in die neue Partnerstadt in den französischen Hochalpen, um hier die Partnerschaft mit einem gemeinsamen Festakt zu besiegeln. Damit konnten sich nun beide Städte über den Titel "Europastadt" freuen.

Fünf Jahre später besiegelte Rosenheim eine zweite Partnerschaft mit der italienischen Gardasee-Stadt Lazise. Wieder waren es Rosenheimer Bürger, die die ersten Begegnungen durch regelmäßige Urlaubsaufenthalte in Lazise knüpften. Besonders die relative Nähe zu Rosenheim und die damit verbundene Möglichkeit, die Partnerschaft intensiv zu pflegen, gaben im Ferienausschuss des Stadtrats im August 1979 den Ausschlag.

Bei einem Besuch Ende September in Lazise sollte es zur Paraphierung des Freundschaftsvertrags beider Städte kommen. Da die Beziehungen mit der französischen Partnerschaft Briancon sich wegen der Entfernung und den Sprachschwierigkeiten etwas lockerten und Besuche hauptsächlich nur noch von der skibegeisterten Jugend in den Wintermonaten wahrgenommen wurden, sprach viel für eine neue Partnerstadt in Oberitalien.

Die SPD-Fraktion rügte allerdings den Termindruck und die fehlende Möglichkeit, diese Entscheidung in den Fraktionen besprechen zu können, bevor die Rosenheimer Delegation nach Lazise fuhr. Mit diesem Besuch war eine Ablehnung der Partnerschaft unmöglich geworden. Auch bezweifelte man eine fruchtbare Städtepartnerschaft mit der 6.000-Seelen Gemeinde Lazise, die sich in ihren wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Strukturen sehr von Rosenheim unterschied. Laut der Rosenheimer SPD hatte den Ausschlag für die Zustimmung im Ferienausschuss gegeben, dass ein Großteil der städtischen Prominenz bereits Ferienhäuser in Lazise besaß. Doch der überschwängliche Empfang der Rosenheimer Delegation in Lazise glättete die Wogen des Unmuts.

Am 13. Oktober 1979 beschloss der Stadtrat einstimmig die Partnerschaft mit Lazise. Besonders der Schüleraustausch mit beiden Partnerstädten pflegte die Freundschaft. Aber auch attraktive Angebote wie ein kostenloser, einwöchiger Urlaub für bedürftige Familien in Lazise, Sprachkurse oder gegenseitige Besuche mit Einladungen vertieften die Städtepartnerschaften mit Briancon und Lazise.

1990 fügte sich das thüringische Greiz als Rosenheimer Patenstadt mit ein. Noch vor der Wende waren im April 1988 Überlegungen getroffen worden, eine Partnerschaft mit einer Stadt in der DDR einzugehen. Die Wiedervereinigung veränderte die rechtliche Situation vollkommen. So beschloss der Stadtrat im Sommer 1990 die Patenschaft mit der Stadt Greiz in Thüringen. Dort erwartete man sich noch vor der materiellen, vor allem ideelle Hilfe von der Patenstadt Rosenheim bei der Lösung der anstehenden Probleme. Bei Festlichkeiten wie dem Bürgerfest werden den Rosenheimern immer wieder mit Trachten- oder Musikgruppen ihre Partnerstädte nahegebracht.