Renate Prijon

 Im Februar 1981 erschütterte die Nachricht vom plötzlichen, viel zu frühen Tod der 20jährigen Kajaksportlerin Renate Prijon die Rosenheimer Sportwelt.

Renate Prijon, Mitglied des Kajak-Klubs Rosenheim, gehörte der Deutschen Nationalmannschaft im Wildwassersport an und errang in den Jahren ab 1977 zahlreiche Titel. U. a. war sie Mannschafts-Weltmeisterin im Wildwasser 1977, Vizeweltmeisterin 1979, deutsche Vize-Meisterin in den Jahren 1978 und 1979, Dritte im Wildwasser-Europacup 1978.

Die Tochter des Rosenheimer Toni Prijon, Wildwasser-Weltmeisters von 1959, wurde am 18. Juli 1960 in Rosenheim geboren. Sie konnte schon in jungen Jahren auf eine aussichtsreiche Sportkarriere zurückblicken. Mit 13 Jahren fuhr sie ihr erstes Kajakrennen. Erfolge auf Landesebene, später bei internationalen Kanurennen machten sie zu einem der hoffnungsvollsten Nachwuchstalenten des 1925 gegründeten Kajak-Klubs Rosenheim.

Mit der Aufnahme ins olympische Programm 1936 erlebte der Faltbootsport einen großen Aufschwung, wobei schon in den 1920er Jahren eine Blütezeit für den Flusswandersport angebrochen war. Daneben entwickelte sich dann auch der Kajak-Rennsport. Die Faltbootbauer, u. a. der Rosenheimer Betrieb Klepper, bauten dazu aus dem sicheren Wanderboot das besonders leichte und schnittige Rennboot.

Mit der Wiedergründung des Kajak-Klubs nach dem zweiten Weltkrieg 1950 setzte abermals ein Aufschwung im Rosenheimer Faltboot-Rennsport ein. Neue Techniken und verbessertes Bootsmaterial ließen den Kanu-Sport in den 1950er Jahren aufleben. Rosenheim entwickelte sich zu einer Hochburg im Kanuslalom und Wildwasser.

In den 1960er und 1970er Jahren baute der Kajak-Klub Rosenheim eine schlagkräftige Jugendmannschaft auf. Mit dem Bau von zwei Innstaustufen in Thansau und Feldkirchen fielen die guten Trainingsmöglichkeiten für den Kanu-Slalom weg, doch im Wildwassersport ließ eine junge Mannschaft den Klub zum stärksten Verein im Deutschen Kanuverband werden. Neben Degenhart Pfeiffer, und Koni Hollerieth gehörte Renate Prijon zu den hoffnungsvollsten Talenten des Kajak-Klubs.

Der Vater, Toni Prijon, hatte sich als gelernter Schreinermeister 1962 mit der Herstellung von Holzpaddeln, bald darauf mit der Entwicklung und Fertigung von Kajaks in Rosenheim selbständig gemacht.

Außer der Tochter Renate waren auch die beiden Söhne Jürgen und Toni Prijon im Kajak-Klub Rosenheim aktiv. Für Toni baute der Vater 1985 ein besonders leichtes Slalomkajak, mit dem der Junior 1986 deutscher Mannschaftsweltmeister wurde. 1981 konnten erstmals die berühmten HTP-Kajaks in der Prijon-Werft hergestellt werden, die eine Revolution im Kajaksport auslösten.

Die HTP-Kajaks hielten durch ihre besondere Schlagzähigkeit und Abriebfestigkeit alles aus. Renate Prijon konnte die Entwicklung ihres Vaters nicht mehr ausprobieren.

Eine Blutkrankheit machte ihrem Leben ein vorzeitiges Ende. Sie starb am 25. Februar 1981 im Rosenheimer Krankenhaus.