Südostumgehung und zweite Innbrücke

Als im Jahr 1973 der Rosenheimer Landtagsabgeordnete Franz Neubauer in einem dringlichen Schreiben an den Staatssekretär Erich Kiesl für einen möglichst bald anzusetzenden Baubeginn an der geplanten neuen Innbrücke eintrat, waren die dazu ausschlaggebenden Verkehrsverhältnisse für Rosenheim praktisch untragbar geworden.

1970 betrug die Belastung der über die Rosenheimer Innbrücke führenden Staatsstraße 2095 nach Traunstein 19.610 Fahrzeuge pro Tag, was eine aus dem Rahmen fallende Spitzenleistung darstellte. Der Landesdurchschnitt aller Staatsstraßen wurde gerade einmal mit 1.723 Fahrzeugen täglich beziffert.

Konkret brach besonders in den Morgen- und Abendstunden der Verkehr bis in die Rosenheimer Innenstadt hinein zusammen. Angesichts dieser Tatsachen wurde der Bau einer Südumgehung notwendig. Kernstück dieser Strecke zwischen der Bundesstraße 15, dem Zubringer der Autobahn, und der Straße Rosenheim-Endorf bildete eine neu zu errichtende, zweite Straßenbrücke über den Inn, mit deren Bau im Laufe des Jahres 1975 begonnen wurde.

Neben diesem zentralen Bauwerk waren noch weitere acht Brücken, darunter die über die Rohrdorfer Ache und der große Simstal-Übergang, erforderlich. An Kosten entfielen von den insgesamt 38 Millionen für die Gesamtstrecke 25 Millionen auf das Teilstück mit der Innbrücke.

Am 10. Juli 1976 konnte die Lokalzeitung berichten, dass "mehr als 200 Tonnen Stahl über den Inn krochen". Die 130 Meter lange mehrteilige Trägerkonstruktion der Brücke wurde von der Kastenauer Seite aus mit Hilfe von Winden montiert. Eine technische Hürde, die es dabei zu nehmen galt, lag darin, dass die Brücke nicht völlig gerade, sondern in einem leichten Bogen den Fluss überqueren sollte.
Zudem lag die Kastenauer Seite um 70 Zentimeter höher als das Widerlager am Ziegelberger Ufer. Diese Besonderheiten führten dazu, dass sich die ursprünglich auf drei Tage angesetzte Montage in die Länge zog.

Die offizielle Einweihung des fertigen Bauwerks fand ein Jahr später, am 24  August 1977, zusammen mit einem zwei Kilometer langen Teilstück der Umgehungsstraße statt. Doch erst weitere zwei Jahre später, im August 1979, wurde sie endlich fertiggestellt: die Rosenheimer Südostumgehung, nachdem auch das Großprojekt Simstalbrücke dem Verkehr übergeben werden konnte.