Kreistag der NSDAP am 6. und 7. Juni 1942

Schon Tage vor dem Rosenheimer Kreistag riefen Kreisleiter Walter Ziehnert und Oberbürgermeister Johann Gmelch die Bevölkerung von Stadt und Umland Rosenheim nachdrücklich zum Appell auf dem Max-Josefs-Platz auf, um den Ehrengästen, Reichsorganisationsleiter Dr. Robert Ley und Gauleiter Adolf Wagner eine gut besuchte, propagandawirksame Veranstaltung bieten zu können.
Außerdem wurde die Stadtbevölkerung angehalten, alle Häuser in der Stadt reichlich mit Fahnen und Girlanden zu schmücken.

Mit einem umfangreichen Programm wurde der dritte Kriegskreistag am ersten Juniwochenende 1942 begangen. Bereits um 8 Uhr morgens am Samstag feierte die Hitlerjugend und der Bund Deutscher Mädel in den Schulen des Kreises Rosenheim. Es folgten Standkonzerte auf dem Max-Josefs-Platz und ein Opern- und Operettenabend im Hofbräusaal.
Am Sonntag wurde der Kreistag in der Städtischen Galerie durch Oberbürgermeister Gmelch, Landrat Kemnitzer und Kreisleiter Ziehnert feierlich eröffnet. Gleichzeitig konnte die Kunstausstellung "Chiemgauer Künstler stellen aus" eröffnet werden.
Daneben gab es im Knabenschulhaus an der Stollschule auch eine Propaganda-Ausstellung zum zweiten Weltkrieg, die bereits am Mittwoch, den 3. Juni, der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Als "politisch besonders lehrreich" sollte sie, so der Leiter und Referent im Reichspropagandaministerium Hans Kaiser, jeder Volksgenosse besuchen.

In der weiteren Programmfolge des Kreistages fanden am Sonntag Vormittag die zahlreichen Tagungen und Appelle der NS-Organisationen und Ämter, wie der NS-Frauenschaft, der Deutschen Arbeitsfront, des Amtes für Agrarpolitik, der NS-Volkswohlfahrt etc. statt.

Ab 13 Uhr marschierten die SA, SS, die politischen Leiter und die Hitlerjugend auf den Max-Josefs-Platz, wo ab 14 Uhr die beiden Ehrengäste, Dr. Ley und Gauleiter Wagner ein "Bekenntnis der Heimat" sprachen. Anschließend nahmen sie den Marsch aller Formationen vor dem mit Tannengrün und Fahnen gestalteten Podium ab. Sogar ein eigener Prospekt zum Kreistag wurde herausgegeben, der einen Überblick über die verschiedenen Kundgebungen und Appelle bot.

Am nächsten Tag berichtete der Rosenheimer Anzeiger von zehntausenden von Gästen des Kreistages, die vor allem aus dem Umland angereist waren. Dazu waren am Sonntag, den 7. Juni, eigens Sonderzüge aus Holzkirchen, Frasdorf, Mühldorf, Feilnbach, München, Salzburg und Kufstein eingesetzt worden, die alle spätestens um 8 Uhr in Rosenheim waren, damit die Zugreisenden alle an der Kreistagseröffnung um 9 Uhr teilnehmen konnten.
Außerdem fanden parallel zur Rosenheimer Veranstaltung im ganzen Umland öffentliche Kundgebungen zum Thema "Unsere Fahne ist der Sieg" statt. Die häufigen Aufrufe und Ermahnungen zur Teilnahme am Kreistag lassen vermuten, dass die Bevölkerung nicht gar so begeistert und zahlreich die stundenlangen Appelle und Aufmärsche über sich ergehen ließ, wie das Fazit des Kreistags von offizieller Seite lautete.