Kriegsende und Einmarsch der Amerikaner

Im Laufe des April 1945 drangen die amerikanischen Truppen immer tiefer nach Bayern ein. Am 30. April 1945 war München vollständig in amerikanischer Hand, die US-Armee marschierte weiter in südöstlicher Richtung nach Berchtesgaden.

Damit konnten sich die Bewohner der Stadt Rosenheim den ungefähren Zeitpunkt ihrer "Befreiung" in etwa ausrechnen. In seiner letzten Sitzung am 29. April 1945 beschloss der Stadtrat, dass die Stadt nicht verteidigt werden solle.
Demgegenüber hatte der Kampfkommandant der Stadt, seit 26. April 1945 Major Walter Honsalek, den Befehl die Stadt zu verteidigen, was mit SS- und anderen Kampfverbänden geschehen sollte. Engagierte Rosenheimer Bürger unter anderem Dr. Josef Golling, Ingenieur Windisch von den Städtischen Wasserwerken, der Pioniergeneral Rösinger, Brauereibesitzer Franz Steegmüller und der Fabrikant Hamberger verhandelten mit Honsalek, dass Rosenheim friedlich übergeben würde.
Insbesondere ging es darum, dass die geplante Innbrückensprengung nicht vollzogen wurde, was sich verhängnisvoll für die Stadt ausgewirkt hätte, da über die Innbrücke auch die Wasserversorgung lief.

Die Bevölkerung der Stadt traf ihre eigenen Vorbereitung für die kommende Besetzung. Viele Bürger versuchten, ihr Geld und ihre Habe zu verstecken und die Stadt zu verlassen. Gefragt waren Unterkünfte auf Almen oder Bauernhäusern oder bei Verwandten auf dem Land.
Kurz vor dem Einmarsch der Amerikaner glich die Stadt einem Chaos, deutsche Truppen setzten sich von Westen nach Osten Richtung "Alpenfestung Berchtesgaden" ab. Es kam zu Plünderungen der Lebensmittellager in der Rathausstraße, beim Auerbräu und im Mail-Keller.

Am Morgen des 2. Mai 1945 drangen die Amerikaner um 5 Uhr morgens aus Richtung Bad Aibling/Kolbermoor kommend, in die Stadt ein. Beherzte Bürger führten die Truppen nach Rosenheim, um Blutvergießen zu vermeiden. Die Besatzer stießen auf keinen Widerstand.
Lediglich in der Innstraße kam es zu einem Zwischenfall, als aus dem Haus Nummer 62 ein dort verbarrikadierter SS-Mann Schüsse abgab. Daraufhin nahmen die Amerikaner das Haus etwa 15 Minuten unter Beschuss, wobei der SS-Mann fiel.

Die widerstandslose Kapitulation ersparte der Bevölkerung ein übles Schicksal. Die amerikanischen Truppen hatten mit Widerstand des Naziregimes im Chiemgau gerechnet, insbesondere beim Innübergang in Rosenheim und Wasserburg. Für den Fall eines Widerstands waren für 10 Uhr Vormittag des 2. Mai Bombergeschwader in Bereitschaft, die mit ca. 1.000 Bomben die Orte Kufstein, Kiefersfelden, Brannenburg, Rosenheim, Wasserburg, Prien, Traunstein, Trostberg, Bad Reichenhall und Berchtesgaden dem Erdboden gleichgemacht hätten, um damit den letzten Widerstand zu brechen.

Am 2. Mai 1945 um 6 Uhr früh ergab sich der Kampfkommandant Honsalek. Etwas später übergab der nationalsozialistische Oberbürgermeister Hans Gmelch die Stadt an die US-Truppen. Als kommissarischen Bürgermeister setzte die Militärregierung den Prokuristen der Vereinigten Kunstmühlen Landshut-Rosenheim, Roman Keill, ein.

Am 6. Mai wurde auf Drängen der Amerikaner ein 20-köpfiger Einwohnerausschuss gebildet, der eine Art provisorischen Stadtrat darstellte. Dieser Ausschuss wählte den Rechtsanwalt Max Drexel zum Oberbürgermeister. Da im Ausschuss viele ehemalige Parteimitglieder saßen, berief der Ortskommandant Major Roland McDonald den ehemaligen Rechtsrat Hubert Weinberger zum Oberbürgermeister, der im Bau- später im Wirtschaftsamt tätige Amtmann Otto Bucher wurde 2. Bürgermeister. Beide waren bis 1933 für die Sozialdemokraten aktiv gewesen.

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