Kriegsgefangene in Rosenheim

Neben zahlreichen polnischen waren auch französische Kriegsgefangene im Raum Rosenheim untergebracht. In Kriegsgefangenenlagern inhaftiert mussten sie beispielsweise bei Bauern Zwangsarbeit leisten. Aber auch bei der Beseitigung der Schäden des Hochwassers von 1940 wurden sie eingesetzt.

Der Rosenheimer Oberbürgermeister forderte sogar 150 französische Kriegsgefangene aus dem Gefangenenlager Moosburg an. 100 Mann wurden in der Schloßbergwirtschaft untergebracht, die eigens mit Stacheldrathzaun umgeben und mit Gittern an den Fenstern versehen werden musste. Die restlichen 50 Mann mußten im Gefängnis untergebracht werden.
Die Kriegsgefangenen wurden aber auch zum Straßen- und Wegebau und anderen gemeindlichen Aufgaben eingesetzt. Im Sommer 1940 wurde die Heilig-Geist-Straße von französischen Kriegsgefangenen neu gepflastert, eine Praxis, die auch schon im 1. Weltkrieg zum Tragen gekommen war.

Der Bevölkerung war der Kontakt zu Kriegsgefangenen verboten. Dennoch kam es immer wieder zu Verstößen gegen diese Anordnung. Schwierig durchzusetzen war das Verbot, mit den Polen oder Franzosen zusammen zu essen. Die meisten Bauern waren es gewohnt, mit ihrem Gesinde gemeinsam am Tisch zu sitzen und sahen keinen Grund für eine komplizierte und unbequeme Trennung der Essenszeiten. Teilweise wurden sogar Arbeitsmaiden, die ein Pflichtjahr auf dem Bauerhof ableisten mussten, zurückgewiesen, weil diese auf getrenntem Essen bestanden.

Auch Kontakte deutscher Frauen zu Kriegsgefangenen zogen drastische Strafmaßnahmen nach sich. So verhalfen beispielsweise zwei Frauen aus Bruckmühl im November 1940 zwei französischen Soldaten zur Flucht aus dem Kriegsgefangenenlager in Bad Aibling. Beide Frauen hatten ein Verhältnis mit den Franzosen, was als besonderer Verstoß gegen "deutsche Sitte" geahndet wurde.
Sie versteckten die Flüchtlinge in ihrem Haus in Bruckmühl. Eine der beiden Frauen wurde der Fluchthilfe verdächtigt und festgenommen. Nach langem Leugnen brach sie schließlich unter dem Verhör zusammen und gestand die Tat. Außerdem gestand sie dabei die Mithilfe ihrer Tante, die daraufhin ebenfalls verhaftet wurde. Unter dem Druck der Polizeiverhöre verrieten die Frauen das Versteck der Kriegsgefangenen, die sofort wieder inhaftiert wurden. Auf dem Marktplatz von Bad Aibling wurden die beiden Frauen und ihre Hausangestellte, die "das ganze Treiben" geduldet und nicht angezeigt hatte, ausgestellt und ihnen vor einer großen Volksmenge als "Franzosenliebchen" öffentlich die Haare abgeschnitten. Anschließend wurden sie ins Gefängnis nach Rosenheim verbracht. Der Fall erregte noch Monate später großes Aufsehen, wie aus den Stimmungsberichten des Landrats hervorgeht. 

Zeitzeuge