Das Oberbayerische Volksblatt - Lizenz Nummer 6

Für die Umerziehung der Deutschen zu Demokraten nach amerikanischem Vorbild setzte die Militärregierung als Mittel vor allem den Rundfunk und die Presse ein. So führten sie nach der Besetzung eine Lizenzpresse ein. Die erste in Bayern aufgelegte, von den Amerikaner genehmigte Zeitung war die Süddeutsche Zeitung, die die Lizenz Nr. 1 erhalten hatte und am 6. Oktober 1945 zum ersten Mal erschien.

Der Rosenheimer Anzeiger hatte mit der Ausgabe zum 1. Mai 1945 sein Erscheinen eingestellt. Bis zum 4. August 1945 gab es keinerlei Zeitung in der Stadt. Dann erschien das Nachrichtenblatt für Stadt und Landkreis Rosenheim, das von der Militärregierung herausgegeben wurde und in unregelmäßigen Abständen erschien. Es war also keine Tageszeitung, sondern ein Mittel zur Bekanntmachung aller amtlichen Nachrichten der Stadt, des Landkreises, der Reichsbehörden und der Militärregierung.

Am 26. Oktober 1945 erhielt Rosenheim die Lizenz Nummer 6. Das Oberbayerische Volksblatt, wie die neue Zeitung genannt wurde, war damit die sechste Zeitung auf dem Gebiet der amerikanischen Militärregierung.
Lizenzträger waren der nach Rosenheim evakuierte Berliner Redakteur Ernst Haenisch und der gelernte Schreiner Leonhard Lang, der beim Arbeitsamt tätig war. Beide waren 1933 wegen ihrer Parteizugehörigkeit zur SPD entlassen worden. Die Lizenzübergabe fand im Rahmen eines feierlichen Festaktes mit Druck der ersten Ausgabe statt.

Das Oberbayerische Volksblatt war die Zeitung für die Landkreise Rosenheim, Bad Aibling, Wasserdorf und Mühldorf. Zunächst erschien das OVB zweimal die Woche mit ca. vier bis sechs Seiten. Die Zeitung unterlag keiner Vorzensur, wohl aber einer nachträglichen, amerikanischen Kontrolle. Kritik an der Militärregierung war verboten. Ebenso durften zunächst keine Berichte von ausländischen Zeitungen übernommen werden. Das OVB bestand diese Kontrolle und wurde auch von seinen Lesern gut aufgenommen. Die meisten Rosenheimer sprachen sich bei einer Befragung der Militärregierung dagegen aus, daß es in Rosenheim mehr Zeitungen geben müssen.