Die Währungsreform 1948

Bereits für 1945 geplant, durch die Konfliktsituation Ost-West verzögert, verkündeten die drei westlichen Besatzungsmächte am 19. Juni 1948 das "Gesetz zur Neuordnung des deutschen Geldwesens".
Da das Einführen einer allgemeingültigen Währung in allen Besatzungszonen auch eine gemeinsame Kontrolle zur Folge gehabt hätte, wiedersetzte sich die sowjetische Regierung dieser. Die restlichen drei Besatzungsmächte beschlossen in einer geheimen Sitzung das Währungs- und Emissionsgesetz. Das Gesetz war aber nur für die Trizone, vier Tage später dann für Westberlin gültig.

Quasi im Alleingang hatte Wirtschaftsminister Ludwig Erhard auf deutscher Seite für die Währungsreform und gegen die von den Alliierten auferlegte Zwangswirtschaft gekämpft. Am 21. Juni 1948 wurde das alte Zahlungsmittel, die Reichsmark, ungültig, das neue, die Deutsche Mark, trat gleichzeitig in Kraft.
Für die meisten Verbindlichkeiten galt eine Abwertung im Verhältnis 1:10. Davon ausgenommen waren Löhne und Gehälter, Renten und Sparguthaben. Zunächst konnte jeder Deutsche im Verhältnis 1:1 ein Kopfgeld von 40 Deutschen Mark eintauschen. Im August wurden weitere 20 DM freigegeben. Noch ein letztes Mal mussten die Menschen Schlange stehen, um gegen Vorzeigen ihrer Kenn- und Lebensmittelkarten das neue Geld einzutauschen.

In Rosenheim kündigte die Lokalzeitung in der Freitagsausgabe die Auszahlung des Kopfgeldes für Sonntag, den 20. Juni, an. Darauf setzte am Samstag ein Ansturm auf die Geschäfte ein, da jeder sich für das künftig wertlose Geld noch mit Waren versorgen wollte.
Am Sonntag wurde an zwölf Stellen, wie Banken, Ortskrankenkasse, Postämter oder Ernährungsamt, der Umtausch vorgenommen. Bis 11 Uhr vormittags hatte bereits ein Drittel der Stadtbevölkerung ihr Kopfgeld erhalten. Mit der Währungsreform gab es Gewinner und Verlierer. Der kleine Sparer musste große Verluste durch die Umrechnung hinnehmen, wohingegen Sachwertbesitzer und Schuldner Profit aus der Reform schlagen konnten.
Mit der Einführung der D-Mark versuchte man den blühenden Schwarzmarkt durch ein stabiles Währungssystem zu beenden. Auch die Industrieproduktion sollte wieder angekurbelt werden, indem man gleichzeitig die Soziale Marktwirtschaft und eine produktionsfördernde Steuergesetzgebung zugunsten der Unternehmer einführte. Zunächst blieb der erwartete Erfolg aber aus. Trotz plötzlich voller Schaufenster mussten Lebensmittel und Konsumgüter weiterhin bewirtschaftet werden.

Auch das Problem der Arbeitslosigkeit wurde größer, da viele Unternehmen der Rückkehr zur Leistungskonkurrenz und dem starken Rationierungsdruck nicht standhalten konnten. Die vielen Flüchtlinge trugen ebenfalls zur Verschärfung der Situation bei. Erst sechs Monate nach Einführung der neuen Währung beruhigte sich die Situation. Mit Hilfe von Lebensmittellieferungen aus den USA (Care-Paketen) und durch den Marshall-Plan verbesserte sich die Lebensmittelversorgung, die Preise stiegen nicht weiter an, die zunehmenden Importe verbesserten die Rohstofflieferungen an die Industrie, Erhards Prognose der "sinkenden Preise " trat endlich ein.
Besonders Amerika profitierte von der sich nun stabilisierenden Währung. Investition und Export nach Deutschland ermöglichten eine florierende Wirtschaft, in der ein Absatzmarkt für überproduzierte Ware gefunden war. Umgekehrt konnte sich Deutschland nun ohne amerikanische Hilfe selbst versorgen, womit das Selbstwertgefühl der Deutschen wieder stieg. Der Import Deutschlands nahm von Jahr zu Jahr zu, die Produktion wuchs. Das sogenannte deutsche Wirtschaftswunder läutete ein neues Zeitalter ein.