Der Tennisplatz des Kurhotels Kaiserbad, 1899

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Der Tennisplatz des Kurhotels Kaiserbad, 1899

Das traditionsreiche Rosenheimer Kaiserbad erlebte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einen regen Besitzerwechsel. Immer wieder versuchten Hoteliers und Badeärzte, den Kurbetrieb neu zu beleben und an die Erfolge der damaligen Modebäder anzuknüpfen. Mit großen Plänen hatte der Münchner Bauunternehmer Jakob Heilmann das Rosenheimer Bad 1889 erworben. Er ließ die Gebäude des Kurhotels erneuern und holte den Badearzt Friedrich Bernhuber aus Wörishofen nach Rosenheim, der die Kneipp'schen Wasseranwendungen einführte. Heilmann veräußerte das Bad jedoch schon 1893 an den Münchner Gastwirt Ferdinand Schweisgut. Auch dieser bemühte sich angesichts stagnierender Besucherzahlen um einen neuen Aufschwung des Kaiserbads. So ließ er im Park des Hotel im Frühjahr 1899 einen Tennisplatz anlegen.
Während der Tennissport seine eigentlichen Ursprünge im Mittelalter in Frankreich hatte, entstand das moderne Rasentennis erst in den 1870er Jahren in Großbritannien. Um 1880 formierten sich die ersten deutschen Tennisclubs in den Kurorten Bad Homburg und Baden-Baden. In der Folgeverbreitete sich der Sport in weiteren deutschen Städten.
„Den Freunden und Anhängern des so gesunden wie amüsanten Sportes diene hiemit zur Kenntniß, daß im Parke des Kaiserbades dahier ein Cement-Tennisspielpatz nach dem Urtheil Sachverständiger in mustergiltiger Weise hergestellt wurde“, lobte der „Rosenheimer Anzeiger“ die neue Attraktion des Hotels. Damals war auch die Gründung eines Tennisclubs „für Herren und Damen aus der Gesellschaft“ vorgesehen, um den Tennisplatz regelmäßig zu beleben. Auf dem Kalenderbild sind der Tennisplatz sowie das „Sportshaus“ zusammen mit elegant gekleideten Tennisspielern und Zuschauern zu sehen.
Trotz seiner innovativen Neuerungen gelang es dem Hotelier Ferdinand Schweisgut nicht, den Betrieb des Kaiserbads dauerhaft zum Erfolg zu führen. Mit der geplanten Errichtung von sieben Mietshäusern entlang der Kaiserstraße hatte er vergeblich versucht, zusätzliche Einnahmequellen zu erschließen. Schon im Herbst 1900 ist schließlich Carl Mack aus Frankfurt als neuer Besitzer des Hotels genannt und aus einer Versteigerung im März 1901 ging schließlich Johann Schwenold aus München als Meistbietender hervor. Auch seine Zeit als Inhaber des Rosenheimer Bades sollte nur wenige Jahre andauern, bis 1905 die Stadtgemeinde Rosenheim selbst federführend den Betrieb übernahm.

Text: Karl Mair
Quelle: Stadtkalender "Bilder aus Alt-Rosenheim", 2018/7

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