Müllabfuhr mit einem PS

1937
Städtische Müllabfuhr mit Pferdewagen 1937

Am 29. Juni 1903 trat die „Ortspolizeiliche Vorschrift über die Lagerung und Wegschaffung des Hausunrats" in Kraft. Diese erste städtische Müllsatzung umfasste fünf Seiten, in denen die heute übliche Mülltrennung oder Müllvermeidung beziehungsweise -Wiederverwertung noch kein Thema waren. Auf jeden Fall sorgten die Bestimmungen von 1903 für eine Verbesserung der Hygiene in der Stadt. Müll wie Kehricht, Asche oder sonstige Abfälle durfte nur noch in dichten, fest verschließbaren Tonnen gelagert werden. Diese mussten für die Abfuhr bereitgestellt werden und durften nur so schwer sein, dass sie von zwei Personen getragen und geleert werden konnten. Neue Abfallgruben durften nicht mehr errichtet werden, für bestehende galten strenge hygienische Vorschriften. Für die gebührenpflichtige Teilnahme an der Müllabfuhr konnten die Hausbesitzer ihren sämtlichen Abfall abtransportieren lassen; ausgenommen waren allerdings auch damals schon Bauschutt in größeren Mengen und Glas- und Gefäßscherben aus Gewerbebetrieben. Sehr modern erscheint der für die zweimal wöchentlich erfolgende Abholung des Mülls durch die Stadt zu bezahlende Staffeltarif, je nach anfallender Menge. Der Tarif reichte von einer jährlichen Mindestgebühr von 1,30 Mark für ein Viertel Hektoliter Müll wöchentlich bis zu 26 Mark bei fünf Hektolitern. Der Müll wurde mit zweirädrigen, mit einem Pferd bespannten Karren abtransportiert, wobei im Sommer zwei, im Winter drei Wägen mit je zwei Mann Bedienung und Kutschdienst im Einsatz waren. Der stetige Bevölkerungszuwachs machte dieses System jedoch zunehmend unpraktikabel. Bereits 1929 waren die Anschaffung eines motorisierten Müllwagens und die Einführung genormter, von der Stadt gestellter Tonnen geplant. Doch erst 1937 verschwanden die pferdebespannten Müllkarren endgültig aus dem Stadtbild.
Das Kalenderbild zeigt die städtische Müllabfuhr 1937 bei einem der letzten Einsätze mit einem Pferdewagen.

Text: Ingeborg Armbrüster
Quelle: Stadtkalender "Bilder aus Alt-Rosenheim", 2006/6

    « zurück zur Übersicht