Kinematographie auf dem Herbstfest

September 1909
Kinematogrphenpalast von Heinrich Leilich auf dem Volksfest, September 1909

Erstmals 1909 präsentierten sich auf dem Herbstfest Kinematographen der Rosenheimer Bevölkerung.
Diese Vorläufer des Kinos entwickelten sich aus der Photographie bzw. den Experimenten mit den sog. „lebenden Bildern". Mit der Erfindung des Bioscops, einer Filmkamera für 16 Bildaufnahmen, entstanden 1895 die ersten deutschen Kinematographen, die kurze Filme von ca. 3 bis 15 Minuten zeigten. Zumeist hatten diese Filmsequenzen dokumentarischen, erst später auch erzählerischen Charakter.
In den Kleinstädten wie Rosenheim gab es zunächst keine fest ansässigen Kinos; die Kinematographenbetreiber zogen wie Schausteller von Ort zu Ort. Das Rosenheimer Volksfest (später Herbstfest) bot eine gute Gelegenheit, ein großes Publikum zu erreichen. Die große Popularität des Kinos ermöglichte es 1909 sechs Kinematographen, auf dem Volksfest ihre Kunst in aufwendig gestalteten Kinobauten zu zeigen. Besonders prächtig war der Kinopalast von Heinrich Leilich aus dem pfälzischen Pirmasens.
Um einer möglichen sittlichen Gefährdung der Jugend vorzubeugen, war Schulkindern der Kinobesuch verboten. Dennoch scheinen die Kinematographen auf dem Volksfest ein großer Erfolg gewesen zu sein, da 1909 bereits das erste, fest ansässige Kino in Rosenheim von Max Reheis am Max-Josefs-Platz gegründet wurde.

Text: Ingeborg Armbrüster
Quelle: Stadtkalender "Bilder aus Alt-Rosenheim", 1997/9

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