Innstadthäuser am Max-Josefs-Platz

1895
Häuserzeile am Max-Josefs-Platz, 1895

Eine für Innstädte typische Arkadenfront bot sich noch 1895 mit den Häusern Max-Josefs-Platz 26, 28 und 30 dem Betrachter. Das Kalenderbild zeigt das Anwesen des Geschäftsmanns Eugen Keller, links davon das alte Kirchgassl zur Stadtpfarrkirche, dann - mit einem Mauerbogen mit dem Keller-Haus verbunden - das Scherrsche Benefiziatenhaus und anschließend das Weißensteinersche Gasthaus. Dieses trug seinen Namen nach Matthias Weißensteiner aus Hall, der in dem Haus von 1681 bis 1703 eine Weißbierschenke betrieb. Bereits 1895 hatte der Konditor Michael Weth das Weißensteiner-Haus vom Gastwirt Xaver Estermann erworben. Nach seinem Tod ließ seine Witwe Cäcilie Weth ab Mai 1899 an Stelle dieses Gebäudes einen großstädtischen Neurenaissancebau nach Plänen des Architekten Carl Baumann errichten. Im Zuge der Planungen für eine Freistellung der Stadtpfarrkirche hatte der Stadtmagistrat das Benefiziatenhaus gekauft und wollte es für eine Verbreiterung des Kirchgassls abreißen. Um ihren Neubau rascher umsetzen zu können, bot Cäcilie Weth an, den Abbruch des Benefiziatenhauses zusammen mit dem Abbruch des Weißensteiner-Hauses auf eigene Kosten durchzuführen. Der Magistrat stimmte dem unter der Bedingung zu, dass vorgefundene Gegenstände von historischem Wert unentgeltlich in das 1895 neu gegründete Museum übergehen sollten.
Beim Abbruch der beiden Häuser stürzte am 19. Mai 1899 das neun Meter hohe und 23 Meter breite Stützgerüst, das die der Abbruchstelle benachbarten Häuser von Eugen Keller und der Buchhandlung Bensegger stützen sollte, ein. Dabei wurden zwei am Abbruch beschäftigte Taglöhner und ein Passant verletzt. Bei der Untersuchung dieses Bauunfalls, die sich 1 1/2 Jahre hinzog, wurde eine mangelhafte Stützkonstruktion festgestellt, die der städtischen Baukontrolle von Stadtbaurat Georg Mackert und seinem Assistenten Ferdinand Schlögl entgangen war. Die Regierung von Oberbayern als Aufsichtsbehörde versuchte daraufhin, Mackert wegen mangelndem technischen Wissen vom Dienst suspendieren zu lassen. Da der Rosenheimer Stadtmagistrats ein Disziplinarverfahren gegen den verdienten Gemeindebeamten ablehnte, und Mackert sich wegen eines Nervenleidens und starker Gicht bereits um seine Pensionierung bemühte, verzichtete die Regierung von Oberbayern auf weitere Schritte gegen Mackert. Nach seiner Versetzung in den Ruhestand folgte ihm zum 1. Februar 1904 Ferdinand Schlögl im Amt nach.
Das Weth-Haus wurde im Jahr 1900 fertiggestellt und veränderte entscheidend das mittelalterliche Gepräge des Max-Josefs-Platzes.

Text: Ingeborg Armbrüster
Quelle: Stadtkalender "Bilder aus Alt-Rosenheim", 2004/4

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