Fußballspieler auf der Loretowiese am 13. Mai 1920

13. Mai 1920
Fußballspieler auf der Loretowiese am 13. Mai 1920

Seit den 1870er Jahren verbreitete sich das Fußballspiel in Deutschland. In den damals etablierten Turnvereinen war der aus England stammende Sport zunächst höchst umstritten und wurde als „Fußlümmelei“ oder „englische Krankheit“ verspottet. Ein früher Beleg für den Fußballsport in Rosenheim geht auf das Jahr 1897 zurück. Über die damaligen Aktivitäten des Turnvereins auf dessen Sommerturnplatz an der Wittelsbacherstraße schrieb der „Rosenheimer Anzeiger“: „Es wurden Faustball, Fußball und Tamborin bevorzugt.“ Mit Letzterem war das sogenannte Tamburin-Spiel gemeint, ein dem Tennisspiel ähnlicher Mannschaftssport.
Nachdem das bayerische Kultusministerium noch 1912 angeordnet hatte, das Fußballspiel an Mittelschulen zu verbieten, und Eltern und Vereinen riet, Schüler unter 17 Jahren davon fernzuhalten, verbreitete sich der Sport nach dem Ende
des Ersten Weltkriegs mit rasanter Geschwindigkeit. Am 20. März 1919 formierte sich im Turnverein Rosenheim eine Fußballabteilung. Auch im Männerturnverein Rosenheim schlossen sich die Fußballspieler zusammen und in  Kolbermoor gab es einen eigenen Fußballclub. Vor allem die Loretowiese entwickelte sich damals zum Treffpunkt der Fußballbegeisterten, was in der Bevölkerung auf ein geteiltes Echo stieß. Im „Rosenheimer Anzeiger“ klagte eine anonyme Zuschrift: „Das Fußballspiel ist zu einem öffentlichen Unfug geworden. Auf allen freien Plätzen, selbst mitten in der Stadt, wird dem Sport gehuldigt: jeder Kinderball, jeder Stein, eine Konservenbüchse, sogar die Mütze, der Hut  wird zum Fußball und Passanten werden oft in recht unangenehmer Weise in das wilde Treiben hineingezogen und belästigt.“ Ein anderer Leserbriefschreiber forderte einen adäquaten Fußballplatz und erinnerte daran, dass derartige „Bestrebungen […] in modernen Städten zum Teil viel mehr gewürdigt werden“.
Das Kalenderbild entstand am 13. Mai 1920 und zeigt die Juniorenmannschaften des Turnvereins Rosenheim und des Männerturnvereins München anlässlich eines Freundschaftsspiels auf der Loretowiese. Der „Rosenheimer Anzeiger“
schrieb nach dem Spiel, das die Münchner Mannschaft gewann: „Eine ziemlich große Zuschauermenge verfolgte am Christi Himmelfahrtstag das Treffen der 1. Juniorenmannschaft des Männerturnvereins München von 1879 und der
1. Juniorenmannschaft des Turnvereins Rosenheim von 1860. Gleich vom Anstoß weg zog die Münchener Mannschaft […] vor das einheimische Tor, das sie während des gesamten Spiels überlegen belagerte. […] Der Sturm der Rosenheimer Junioren muß sich durch fleißiges Training noch gewaltig verbessern.“

Text: Karl Mair
Quelle: Stadtkalender "Bilder aus Alt-Rosenheim", 2019/8

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