Das Hauptsudhaus der Saline mit Festschmuck zum Jubiläum

1935
Das Hauptsudhaus der Saline mit Festschmuck zum Jubiläum 1935

Am 24. September 1810 eröffnete Minister Montgelas in Rosenheim die zweitgrößte Saline Bayerns. Schon im Juli war die erste Sole über die von Salinenrat Georg Reichenbach erbaute, rund 80 Kilometer lange Soleleitung von Berchtesgaden nach Rosenheim gelangt. Anstelle des abgebrochenen Kapuzinerklosters und Salvatorfriedhofs, am jetzigen Standort der Stadthalle, entstand nun neben dem Markt eine kleine „Welt für sich“, mit eigenen sozialen Institutionen, die sich mit der zunehmenden Ausdehnung der Stadt ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem „Dorf in der Stadt“ entwickelte.
Als im Jahr 1910 das 100-jährige Bestehen der Rosenheimer Saline begangen wurde, waren die Feierlichkeiten bereits von Gerüchten über eine drohende Auflösung überschattet. Um die Jahrhundertwende trat nämlich das billigere Steinsalz aus norddeutscher Produktion in Konkurrenz zu dem in Rosenheim produzierten Siedesalz. Unter einem weitaus günstigeren Stern standen die Festlichkeiten zum 50-jährigen Jubiläum 1860, als der 200 Köpfe zählende Betrieb in hoher Blüte stand. 1858/59 hatte man die Kapazität erhöht und den Betrieb zugleich auf die Beheizung mit Torf umgestellt, wozu die Saline bereits 1852 das 177 ha große Kolbermoor erworben hatte.
Der im Rosenheimer Wochenblatt geschilderte Festzug der Salinenbediensteten zur Jubiläumsfeier 1860 stellte ein „sprechendes Bild der Fabrikation des Salzes“ dar: „Zunächst das Brunnpersonal, welches die Leitung der Soole beaufsichtigt. Dann kamen die zur Herstellung von Gebäuden unentbehrlichen Maurer und Steinhauer mit Kelle, Hammer, Latte, Zweispitz, Stockhammer und Meisel. Folgen die Schreiner und Zimmerleute mit Hobel und Spannsäge, Breitaxt, Stoßaxt u. Waldsäge. Die Schloßer tragen Ambos, Hammer und Bohrzeug. Das Gebäude ist fertig, nun fehlt das Holz zum Versieden der Soole. Dieses beizuschaffen bedarf es der Trift. Kommen demnach im Zuge die Wasserbauarbeiter mit Faschinenring und Messer; die Holztrifter mit Trifttafel und Grißbäcken; die Holzspalter mit Holzaxt und Scheitkeilen; die Lader mit einem Holzscheit, auch die Torfstichschaufel, welche seit einigen Jahren die brennbaren Schätze der Erde dem Sude dienstbar macht, nicht vergessen.
Nun geht es an das Sieden. Wir sehen daher die Pfannhauser, die Heizer, die Zieher, die Trockner, mit allen Symbolen ihres Treibens, Maßstäben, Hacken, Krücken, Abraumschaufeln u.s.w., die Reparaturarbeiter mit Niethämmern. Ist das Salz getrocknet, so verpackt man es in Kufen, daher jetzt die Kufer mit Reismesser, Säge und Schlegel, dann die Salzstösser mit ihren Stösseln. Nun ist das Salz zum Verkaufe bereit und diesen besorgen die Verschleißer, welche als Kennzeichen ihres Thuns Wage und Einfaßschaufel mit sich tragen. Dann die beiden Nachtwächter mit Hellebarden, und zuletzt die pensionirten Arbeiter, die silberbehaarten Zeugen vergangener Jahre.“

Text: Tobias Teyke
Quelle: Stadtkalender "Bilder aus Alt-Rosenheim", 2010/9

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