Das Forstamt in der Bahnhofstraße, um 1905

um 1905
Das Forstamt in der Bahnhofstraße, um 1905

Um 1905 entstanden in Rosenheim drei neue Amtsgebäude königlicher Staatsbehörden, die einem neuen architektonischen Typus entsprachen. Sie besaßen die Form freistehender Villen und enthielten im Erdgeschoss Amtsräume und im Obergeschoss Dienstwohnungen. An der Rathausstraße errichtete man etwa gegenüber der damaligen Realschule das neue Landbauamt und die Sektion für Wildbachverbauung. Das neue Forstamt sollte an der Bahnhofstraße entstehen. Zuvor war die Forstverwaltung im Haus Münchener Straße 23 untergebracht, das künftig vollständig als Rentamt, wie man die Finanzämter damals nannte, genutzt werden sollte. Mit dem neuen Forstamt wollte man die Baulücke
an der Bahnhofstraße zwischen der Eisenbahnbetriebsdirektion und dem Brauereigasthof Thaller schließen. Unmittelbar nördlich des Grundstücks überquerten die Gleise der Torfbahn zur Saline die Bahnhofstraße. Die Pläne für das Forstamt unterzeichnete Bauamtmann Alfred Stamm, der Vorstand des Rosenheimer Landbauamts. Dieser schrieb am 9. Mai 1903 an den Magistrat: „Anliegend beehre ich mich […] das Projekt über die Erbauung eines Forstamtsdienstgebäudes dahier zur Einsichtnahme und allenfallsigen Erinnerung mitzuteilen.“ Schon fünf Tage später genehmigte die Lokal-Bau-Commission die Pläne gegen geringe Auflagen.
Anfang 1904 konnte das fertig gestellte, neue Forstamt bezogen werden. Entstanden war ein asymmetrischer Walmdachbau im Stil der damaligen Reformarchitektur. Die Gitterkörbe an den Fenstern und der eiserne Zaun waren im Jugendstil gestaltet. Das Erdgeschoss enthielt vier große Amtsräume, eine Registratur und Nebenräume. Im Obergeschoss lag die großzügige Wohnung für den Amtsvorstand, den kgl. Forstrat Ernst Hofmann, und seine Familie. Während die etwa gleichzeitig errichteten Gebäude des Landbauamts und der Sektion für Wildbachverbauung bei einem Bombenangriff 1944 zerstört wurden, ist das Forstamt weitgehend unverändert erhalten. Noch heute hat hier die Abteilung Forsten des Rosenheimer Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ihre Diensträume.

Text: Karl Mair
Quelle: Stadtkalender "Bilder aus Alt-Rosenheim", 2019/3

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