Das „Elisenbad“ in der Herzog-Otto-Straße

1904
Das „Elisenbad“ in der Herzog-Otto-Straße, 1904

Um 1900 wurde die Herzog-Otto-Straße im westlichen Stadtkern bebaut. Im Juli 1903 reichte der Kaufmann Martin Wolf eine umfangreiche Neubauplanung für das von ihm erworbene Grundstück Herzog-Otto-Straße 8 ein. Bisher stand hier lediglich eine überdachte Radfahrbahn, die der Fahrradhändler Max Reheis 1897 eröffnet hatte. Das Bauprojekt von Martin Wolf sah ein großes, dreigeschossiges Wohnhaus an der Herzog-Otto-Straße und ein ebenso hohes Rückgebäude dahinter vor. Darin plante Wolf die Einrichtung einer Dampfwäscherei. Im Lauf des Jahres 1903 entschloss sich der Bauherr jedoch, lediglich das Rückgebäude zu errichten. Neben der Dampfwäscherei sollte dort nun auch eine Badeanstalt entstehen.
Im April 1904 hatte die Rosenheimer Firma Baumann & Schwarz Martin Wolfs Neubau fertig gestellt. Im Erdgeschoss befanden sich links eine große Wäscherei mit rückseitig angebautem Kessel- und Maschinenhaus und rechts die Badeanstalt „Elisenbad“. Neben einem Warteraum verfügte das Bad über sieben Kabinen mit Badewannen sowie einige Brausebadkabinen. Im ersten Obergeschoss lagen Trockenräume und der Bügelsaal der Wäscherei und im Stockwerk darüber waren Wohnräume untergebracht. Den Innenhof ließ Martin Wolf gärtnerisch anlegen, zur Straße hin wurde eine schmucke Einfriedung errichtet. Der „Rosenheimer Anzeiger“ lobte das neue Bad: „So wurde unsere Stadt um eine Einrichtung bereichert, die sie anderen modernen Städten wiederum einen Schritt näher bringt.“ In Bezug auf die Wäscherei bemerkte das Blatt: „Jegliche Verwendung von Chlor oder Chemikalien ist vollständig ausgeschlossen und kann sich Jedermann bei Besichtigung der Anstalt hievon überzeugen.“
Offenbar brachte das Unternehmen seinem Besitzer wenig Glück, denn schon im Dezember 1904 eröffnete das Amtsgericht Rosenheim das Konkursverfahren über Martin Wolfs Vermögen. Daher wechselten in der Folge die Besitzer des Anwesens. 1912 übernahm Josef Ehrenböck die Wäscherei und Badeanstalt. Sein Enkel Eugen ließ 1956/57 schließlich ein großes Vorderhaus an der Herzog-Otto-Straße errichten, in dem bis in die 1980er Jahre die Wäscherei bestand. Das „Elisenbad“ im Rückgebäude schloss 1960.

Text: Karl Mair
Quelle: Stadtkalender "Bilder aus Alt-Rosenheim", 2016/3

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