Am Esbaum

ca. 1895
Haus des Schreiners Georg Six am Esbaum 13, ca. 1895

Der Esbaum war ursprünglich die Bezeichung für einen der Gemeinde gehörigen Weideplatz, wo, mangels einer Einzäunung, das Großvieh „gespannt" wurde. Den Pferden wurden die Vorderfüße, den Rindern Kopf und ein Vorderfuß zusammengeseilt. Die Bezeichnung „Esbaum" übertrug sich dann meist auf Ortschaften, die auf einer solchen Flur entstanden. So entwickelte sich auch der Name für den Ort Esbaum, der vor dem Münchener Tor Rosenheims lag und zur Gemeinde Roßacker gehörte. 1837 wurde diese Gemeinde und damit auch der Esbaum dem Markt Rosenheim einverleibt und am 1. Mai 1903 die ehemalige Hauptstraße der Ortschaft „Am Esbaum" benannt. In diese Straßenbezeichnung ging ein Jahr später ein Teil der alten Kellerstraße, die von der Samer- zur Münchenerstraße führte, auf. Der andere Teil wurde in die Herzog-Otto-Straße einbezogen.
So hieß ursprünglich die Adresse des Schreinermeisters Georg Six Kellerstraße, nach der Umstrukturierung dann Am Esbaum 13.
Georg Six hatte 1877 die Wagnerstochter Elisabeth Gassner aus Gehering geheiratet, mit der er sechs Kinder, drei Söhne und drei Töchter, hatte. 1880 meldete er beim Magistrat das Schreinergewerbe an, zehn Jahre später kam eine Kleinkrämerei dazu. Das Kalenderbild zeigt die Ostansicht des Hauses um 1890, die Schreinerei befand sich im rückwärtigen Gebäudeteil. Auf der Hausbank erkennt man Georg Six, auf der Straße steht wohl seine Frau mit den beiden jüngsten Kindern Albert und Anna. Im ersten Weltkrieg fielen zwei der Söhne, darunter auch der mögliche Nachfolger in der Schreinerei und älteste Sohn Josef, der als einziger den Schreinerberuf gelernt hatte. Nach dem Tod der Mutter Elisabeth 1916 und des Vaters Georg 1919 erbten die vier Kinder Maria, Luise, Albert und Anna Six das elterliche Anwesen. Noch 1965 ließ die damals 81-jährige Luise Six einen Kanalhausanschluß erstellen. 1975 wurde das Haus abgebrochen. Der neue Besitzer, der Metzger Max Bliemetsrieder, errichtete stattdessen einen dreigeschossigen Neubau. Im Zuge dieser Baumaßnahme wurde auch ein neues Verkehrskonzept Am Esbaum mit Einbahnstraßen und einer platzartigen Erweiterung zur Herzog-Otto-Straße verwirklicht.

Text: Ingeborg Armbrüster
Quelle: Stadtkalender "Bilder aus Alt-Rosenheim", 2001/4

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