Die Zischgl-Villa

um 1900
Die Zischgl-Villa um 1900

Im Jahr 1883 ließ sich der Rosenheimer Kaminkehrermeister Josef Zischgl senior ein neues Rückgebäude hinter seinen beiden Häusern Max-Josefs-Platz 6 und 8 erbauen. Baumeister Max Lutz entwarf ein villenartiges zweigeschossiges Haus, dessen Hauptfront zum Stadtbach hin ausgerichtet war und das die Hausnummer 8a erhielt. Sehr wahrscheinlich war das neue Haus als „Altersruhesitz“ für Josef Zischgl und seine Ehefrau Katharina vorgesehen, denn 1883, dem Baujahr des Hauses, heiratete der älteste Sohn der Eheleute, Josef junior, und übernahm den Kaminkehrermeisterbetrieb des Vaters.

Josef Zischgl senior war 1826 in Rosenheim geboren worden. 1855 hatte er nach dem Erlernen des Kaminkehrerhandwerks die Münchner Seilermeisterstochter Katharina Danzer geehelicht und im gleichen Jahr das Anwesen des Kaminkehrermeisters Paul Kleiner am Max-Josefs-Platz erworben. Damals war Josef Zischgl noch der einzige Kaminkehrer in Rosenheim mit seinen rund 3.500 Einwohnern.

Als Josef Zischgl senior 1895 im Alter von 68 Jahren starb, ging sein Haus und Grundbesitz an seine Ehefrau Katharina über. Nach ihrem Tod 1898 wurde der Besitz geteilt: Das Haus Max-Josefs-Platz 6 besaß nun der älteste Sohn, Kaminkehrermeister Josef Zischgl junior. An diesen ging auch die Villa Max-Josefs-Platz 8a. Der jüngere Sohn Anton Zischgl, ein Bäcker, erbte das Haus Max-Josefs-Platz 8.

Das Kalenderbild zeigt die sogenannte Zischgl-Villa um das Jahr 1900. Zwar wurde das Haus im Lauf der Zeit im Inneren verändert und u. a. als Friseursalon gewerblich genutzt, die Fassaden sind jedoch weitgehend ursprünglich erhalten. Mit dem eisernen Balkon, dem Eckerkertürmchen und dem Putz- und Stuckdekor im Stil der Neurenaissance gehört das Haus zu den originellsten Bauwerken des 19. Jahrhunderts in Rosenheim.

Text: Karl Mair
Quelle: Stadtkalender "Bilder aus Alt-Rosenheim", 2013/5

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