Blick auf das Inntor im Januar 1865

Januar 1865
Blick auf das Inntor im Januar 1865

Einige der ältesten Fotografien des Rosenheimer Stadtbilds zeigen das Inntor im Januar 1865, wenige Wochen vor seinem Abbruch. Für das Kalenderbild wurde die Ansicht des Tores von der Innstraße, der alten Landstraße nach Traunstein, ausgewählt. Otto Titan von Hefner datiert die erste Erwähnung des Inntores auf das Jahr 1430. Damals entstand der Äußere Markt als Erweiterung der Rosenheimer Altstadt. Als neue Zugänge zum Markt wurden das Inntor und das Wiesentor errichtet. Das Salzburger Tor, der bisherige Zugang von Osten, rückte somit in die Mitte Rosenheims und wurde nun „Mittertor“ genannt.
Bereits 1589 lagen am Inntor die Fleischbänke, die Verkaufsstellen der Rosenheimer Metzger, angebaut war auch das Schlachthaus des Marktes. Bis ins 19. Jahrhundert bezeichnete man das Tor deshalb meist als „Fleischbanktor“. Eine weitere öffentliche Nutzung ist ab 1606 für das Obergeschoss des Torbaus belegt: Hier befanden sich das Schulzimmer der Knabenschule sowie eine Lehrerwohnung.
1829 plante Marktmaurermeister Johann Karmann einen Umbau des Tores, der jedoch nicht zustande kam. Stattdessen behielt das Gebäude bis zu seinem Abbruch sein frühneuzeitliches Erscheinungsbild  als stattlicher Baublock über quadratischem Grundriss mit einem hinter einer Vorschussmauer verborgenen Grabendach. An der zum Markt gewandten Seite war ein runder Treppenturm angebaut. Die Behinderung des zunehmenden Straßenverkehrs und der schlechte Bauzustand waren die Gründe für die Niederlegung des Torbaus 1865. Damals war bereits der Neubau eines Knabenschulhauses an der heutigen Königstraße beschlossen, und auch durch den Umbau des angrenzenden Hoegner-Hauses im Jahr 1859 hatte sich das bauliche Umfeld des Tores stark verändert. Somit wirkte es für die Bürger des gerade zur Stadt erhobenen Ortes wie ein Relikt aus einer vergangenen Zeit. Die Abbrucharbeiten des Tores wurden im April 1865 ausgeführt.
1955 kehrte das Inntor auf ungewöhnliche Weise ins Stadtbild zurück, als man den neuen Haupteingang des Herbstfestes als Nachbildung des Gebäudes gestaltete. Diese Kulissenarchitektur fand rund drei Jahrzehnte lang bei den Volksfesten Verwendung.

Text: Karl Mair
Quelle: Stadtkalender "Bilder aus Alt-Rosenheim", 2019/1

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