Erlebniskaufhaus Karstadt

Am 9. Juli 1997 eröffnete die Karstadt AG ihr neues Warenhaus in Rosenheim, wo auf einer verdreifachten Verkaufsfläche von über 15.000 Quadratmetern rund 200.000 verschiedene Artikel angeboten werden.

Der Kunde als Gast, der sich wohlfühlt und wiederkommt, bestimmt die neue Hausphilosophie. 20 Jahre hatte Karstadt bereits die Erweiterung seines Rosenheimer Warenhauses geplant. An der Ecke Münchener Straße/Gillitzerstraße hat Karstadt 1970 seinen Rosenheimer Kaufhausneubau eröffnet, der mit seiner modernen Waschbetonfassade als das bisher wohl umstrittenste Bauwerk der Stadtgeschichte gilt. Zuvor befand sich an dieser Stelle das Kaufhaus Oberpollinger, vorher Wilhelm.

Schon 1973 plante Karstadt eine Erweiterung der Verkaufsfläche, wozu in den folgenden Jahren weitere Gebäude des ehemaligen Gillitzer-Blockes an der Münchener- und der Gillitzerstraße erworben wurden. Seit 1976 standen diese Häuser schließlich leer, während die Realisierung der Kaufhauserweiterung jedoch nicht vorankam. Betriebsinterne Gründe, planerische Aspekte und die Denkmaleigenschaft der Gillitzer-Häuser Münchener Straße 6 und 8 verzögerten immer wieder den Baubeginn.

Schließlich kam es sogar zu einer symbolischen Hausbesetzung von Rosenheimer Kommunalpolitikern, die gegen den jahrelangen Leerstand protestierten. Das Landesamt für Denkmalpflege setzte sich für die komplette Erhaltung der Gillitzer-Häuser ein, weil diese beispielhaft die Wohnkultur der Gründerzeit präsentierten.

1993 wurden die Erweiterungspläne von Karstadt schließlich konkret und am 19. Juli 1994 begannen die Bauarbeiten. Das an dieser Stelle der Rosenheimer Innenstadt sehr instabile Erdreich und der hohe Grundwasserstand führten zu Verzögerungen beim Bau; in der Presse war sogar von "Deutschlands kompliziertester Tiefbaustelle" zu lesen. Die Baumaßnahme umfasste Neubauten an der Münchener- und Gillitzerstraße, wobei die denkmalgeschützten Gründerzeitfassaden Münchener Straße 6 und 8 erhalten blieben und restauriert wurden.

Die bestehende, ungeliebte Eckfassade von 1970 wurde in ihrer Höhe reduziert, hell verputzt und mit großen Öffnungen versehen. Karstadt investierte in die Erweiterung seines Rosenheimer Hauses rund 126 Millionen Mark. Mit neuen Produkten, innovativen Präsentationen und einem Kundenleitsystem für optimale Übersichtlichkeit unterscheidet sich das Rosenheimer Erlebniskaufhaus von herkömmlichen Warenhäusern.

So befindet sich im Untergeschoss die edel gestaltete Lebensmittelabteilung "Karstadt Gourmet" mit einer "Fisch-Schlemmerbar" und im Erdgeschoss die im gediegenen Stil einer englischen Bibliothek ausgestattete Bücher- und Schreibwarenabteilung. Im obersten von insgesamt sechs Stockwerken liegt ein 320-Plätze-Restaurant und die Multimediaabteilung, zu der auch eine Internet-Bar gehört. Weitere besonders gestaltete Abteilungen und ein Servicecenter gehören ebenfalls zu den Besonderheiten.

Seit der Eröffnung ist der Lichthof, der über eine Passage von der Münchener Straße aus zu erreichen ist, zu einem Treffpunkt in der Rosenheimer Innenstadt geworden. An Samstagen lädt Karstadt zum Jazz-Frühschoppen ein; auch Modenschauen und andere Veranstaltungen finden im Lichthof statt. Für Rosenheims Ruf als dominierende Einkaufsstadt zwischen München, Salzburg und Innsbruck hat das wieder eröffnete Kaufhaus eine erhebliche Bedeutung. In der Innenstadt ist Karstadt mit seinem breiten Sortiment ein Anziehungspunkt, wovon auch weitere Geschäfte in den Einkaufsstraßen profitieren. Karstadt beschäftigte 1997 in Rosenheim 500 Mitarbeiter. In den ersten zwölf Monaten nach der Wiedereröffnung haben Kunden aus Rosenheim und einem großen Einzugsgebiet für über 130 Millionen Mark bei Karstadt eingekauft.