Umweltschutz

Bereits in den 1970er Jahren begann - nicht nur bei der Rosenheimer Bevölkerung - die Sensibilisierung für den Umweltschutz.

Allerdings wurde 1971 Umweltschutz noch als Modewort diskutiert. Doch die wachsende Luftverschmutzung, Lärmbelästigung und vor allem das Müllproblem beschäftigten immer mehr das öffentliche Interesse.

Besonders die Abfallbeseitigung stellte zunehmend ein Problem dar. Die Stadt Rosenheim hatte zwar mit der schon 1964 gebauten Müllverbrennungsanlage hier eine Vorreiterrolle im Landkreis übernommen, doch konnten in der Anlage nur verbrennbare Abfälle verwertet werden. Besonders der durch die Industrie anfallende Sondermüll belastete die Stadt, die sich nicht in der Lage sah, eine Sondermülldeponie einzurichten.

Luftverschmutzung durch veraltete Industriebetriebe im Stadtinneren, der geplante Bau eines Atomkraftwerks in Marienberg und das Anliegen nach einer "menschlichen Stadtplanung" ließen im Januar 1971 engagierte Bürger das "Forum für Städtebau und Umweltfragen" gründen. Behutsamer Umgang mit der Natur und eine nicht nur an Wirtschaftlichkeit und Profit orientierte Stadtentwicklung prägten die Arbeit dieser Bürgerinitiative.

Die Bilanz nach 10 Jahren konnte sich mit zahlreichen Arbeitssitzungen, Behördenterminen, Leserbriefen und Öffentlichkeitsaktionen sehen lassen. 1981 rief das Forum zum Modellversuch "Fahrradfreundliche Stadt" auf, über den 1985 positiv Bilanz gezogen werden konnte.

Ebenfalls 1985 fand der erste Rosenheimer Umweltschutztag statt, bei dem die Stadtverwaltung eine Umweltschutzfibel zum Thema Abfall(vermeidung) vorstellte. Ein Umweltkonzept, mit dem alle umweltspezifischen Bereiche vom Abfall bis zur Wasserwirtschaft abgedeckt waren, wurde ebenfalls erarbeitet.

In Zusammenarbeit mit dem städtischen Bauhof wurden Problemmüllaktionen durchgeführt, auf dem Bauhofgelände eine Problemmüll- und Wertstoffsammelstelle eingerichtet. Anfang der 1980er Jahre wurden in Rosenheim die ersten Altpapier- und Altglascontainer aufgestellt, deren Standorte in der Abfallfibel verzeichnet waren. Die Wertstoffsammlung wurde 1988 von den Stadtwerken übernommen und zu einem modernen Entsorgungsbetrieb ausgebaut.

1984 wurde die erste Tankstelle mit bleifreiem Benzin eingerichtet, Dienstwägen der Stadtverwaltung wurden nur noch mit Katalysator gekauft. Beim Ordnungs- und Gewerbeamt wurde ein eigener Bereich für Umwelt ausgewiesen und ein Umweltingenieur eingestellt. Dieses Sachgebiet wurde zum 1. Oktober 1990 mit den Bereichen Abfallwirtschaft, Abfallberatung, Immissionsschutz, Naturschutz, Tierschutz, Landwirtschaft und Wasserrecht zu einem Umweltamt zusammengeführt. Gleichzeitig wurde der Umweltausschuss als beschließender Ausschuss gegründet. Auch mit einem Umweltschutzwettbewerb, bei dem die Stadt einen Umweltpreis an Schüler, Firmen und Bürger vergab, wurde das Interesse an der Umwelt mobilisiert.

Der 1989/90 neu gegründete Umweltausschuss im Stadtrat beschloss, nur noch die Verwendung von Mehrweggeschirr bei allen Festen auf öffentlichen Plätzen zu gestatten. Obwohl die Stadt flächenmäßig relativ klein ist, wurden in der Vergangenheit ein Naturschutzgebiet, drei Landschaftsschutzgebiete, sieben Landschaftsbestandteile und sieben Naturdenkmäler ausgewiesen.

Von den 3.702 Hektar Stadtgebiet sind insgesamt 520 Hektar geschützt. Dies entspricht immerhin 14 % der gesamten Stadtfläche. Durch die Aufnahme des Landschaftsplans in den Flächennutzungsplan und eine Kartierung der Biotope ergänzte Rosenheim seine Baum- und Landschaftsschutzverordnung vom Jahr 1979. Mit der Ausweisung von Landschaftsschutzgebieten und der Schaffung des Naherholungsgebietes Floriansee ging Rosenheim zukunftsweisende Wege in Sachen Umwelt.