Stadtheimatpfleger Willi Birkmaier

Willi Birkmaier wurde am 26. November 1921 in Rosenheim als Sohn eines Eisenbahners geboren.

Nach dem Schulabschluss an der Rosenheimer Oberrealschule wollte Birkmaier eigentlich ein technisches Studium beginnen. Der zweite Weltkrieg machte diesen Plänen mit Arbeitsdienst, später Wehrdienst ein Ende.

Nach langer russischer Kriegsgefangenschaft machte Willi Birkmaier als Spätheimkehrer einen Sonderlehrgang zum Lehrer, unterrichtete in Degerndorf und Freilassing, bevor er für acht Jahre an die Volksschule nach Aising ging.

Dort begann er ab 1957 Beiträge für die heimatkundliche Stoffsammlung der Schulen des Landkreises Rosenheim zu veröffentlichen. Drei Jahre später erschien in der Publikationsreihe des Historischen Vereins Rosenheim, "Das Bayerische Inn-Oberland", seine gründliche "Schulgeschichte von Aising-Pang".

1961 wurde Birkmaier Rektor der Grund- und Hauptschule in Rott am Inn. Mit dem ehemaligen Benediktinerkloster und seiner von Johann Michael Fischer geschaffenen Abteikirche fand er ein weites historisches Forschungsfeld. Sein Wissen um das Klosterdreieck Attel, Altenhohenau und Rott verschaffte ihm den Ruf eines Heimatforschers von Rang, der mit wissenschaftlicher Genauigkeit die Archive in München und Umgebung nach neuen Erkenntnissen durchforstete.

Nach seiner Pensionierung im Jahr 1982 konnte sich Birkmaier nun ganz seinen heimatkundlichen Forschungen widmen. Viele Beiträge in der Lokalzeitung und in den Schriftenreihen der Historischen Vereine von Wasserburg und Rosenheim, in denen beiden er sich als Schriftleiter und im Redaktionsausschuss engagierte, machten sein Wissen auch für den Laien verständlich. Reihen wie "Eine Stadt und ihre Häuser" oder Beiträge wie über die Türkentaufen im Kloster Attel am Inn um 1700 oder die "Baugeschichte zur ehemaligen Wallfahrtskirche Unser Herr im Elend" bei Attl vermittelten anregend und informativ Heimatgeschichte.

Für die seit 1995 erschienenen Historischen Stadtspiele liefert Birkmaier die historischen Grundlagen. 1983 wurde der Gründer des Ignaz-Günther-Kreises zum Stadtheimatpfleger von Rosenheim ernannt. In diesem Jahr brachte Birkmaier auch sein wohl größtes Werk, "Beiträge zur Geschichte und Kunst des Klosters Rott am Inn" anlässlich der 900-Jahr-Feier der Klostergründung heraus, ein Standardwerk mit Aufsätzen vieler, kompetenter Mitarbeiter. Auf sein Betreiben wurde 1991 mit der Renovierung der Rotter Kirche begonnen.

1991 erhielt Birkmaier für seine besonderen Verdienste um die Denkmalpflege die Bayerische Denkmalschutz-Medaille. Die Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik und die 1994 verliehende Goldene Bürgermedaille der Stadt Rosenheim wurden ihm ebenfalls verliehen.

Seine guten Kontakte zum Landesamt für Denkmalpflege kamen Birkmaier auch 1992 zugute, als beim Abbruch des Fastlingerhauses am Max-Josefs-Platz im darunter verlaufenden Stadtgraben Geschirr und Keramik aus dem 17. Jahrhundert gefunden wurde. Willi Birkmaier organisierte für den Hausmüll aus vergangenen Tagen eine Notbergung. Unterstützung erhielt er dabei von Professor Herbert Hagn vom Institut für Paläontologie in München, der nach einer intensiven Untersuchung der Funde eine Dauerausstellung für das Städtische Museum und einen fundierten Katalog erstellte. Für die Publikation leistete Birkmaier Grundlagenforschung. Er untersuchte Rosenheims Hafnergeschichte und stellte eine Übersicht aller Hafnerwerkstätten aus den Rosenheimer Archivalien zusammen.