Hans-Schuster-Haus wird VHS

 Am 5. März 1975 starb Anne Oswald, die Witwe des Rosenheimer Kunstmühlenbesitzers Sebastian Oswald.

Die Oswald-Mühle an der Kufsteinerstraße erinnert noch an die alte Rosenheimer Familie. Anne Oswalds gesamtes Vermögen, vor allem wertvoller Grundbesitz innerhalb des Stadtbereichs, ging an ihre Schwester, Emmy Schuster, die mit dem Kunstmaler Hans Schuster verheiratet war.

Nach seinem Tod im März 1978 plante die kinderlose Witwe, den Nachlass und das Vermögen einer Stiftung zuzuführen, mit der Auflage, das künstlerische Werk ihres verstorbenen Mannes publik zu machen. Der Name der Stiftung wurde als Anne-Oswald-Stiftung festgelegt. Dem Willen der Stifterin zufolge sollte ein lebendiges Haus der Begegnung mit dem Werk Hans Schusters geschaffen werden. Als Hans-Schuster-Haus sollte der Neubau an der Ecke Chiemsee-/Innsbrucker Straße der Volkshochschule mit ihren damals etwa 10.000 Hörern zur Verfügung gestellt werden. Damit wäre die Raumnot der Volksbildungsstätte weitgehend beseitigt, es könnte Tagesunterricht erteilt und damit einer neuen Bildungsgruppe Zugang geboten werden.

Zunächst zogen sich die Verhandlungen mit der Stadt in die Länge, da auf dem Areal an der Innsbrucker Straße - unweit des ehemaligen Oswald-Gütls - nicht nur das Hans-Schuster-Haus, sondern auch eine Grundschule Mitte und eine Wohnanlage errichtet werden sollte.

Im April 1982 starb Emmy Schuster. Sie hatte jedoch für den Fall ihres vorzeitigen Todes vor Errichtung der Stiftung vorgesorgt und den ehemaligen Bankdirektor der Bayerischen Vereinsbank in Rosenheim, Johann Reisner, zum Stiftungsvorstand und Testamentsvollstrecker bestimmt.

Reisner konnte einen Teil des an die Stiftung vermachten Grundstücks verkaufen, um die Mittel für den Bau des Hans-Schuster-Hauses zu gewinnen. Auch vertauschte er einen Grundstücksanteil mit der Stadt Rosenheim, die damit die neue Grundschule an der Innsbrucker Straße bauen konnte. Nach der Genehmigung der Stiftungssatzung durch das Bayerische Kultusministerium wurde im Frühjahr 1984 endlich mit dem Bau begonnen.

Die Grundsteinlegung erfolgte im Juli des gleichen Jahres durch Oberbürgermeister Dr. Stöcker. Nach der Stiftungssatzung wird die Anne-Oswald-Stiftung vom jeweiligen Oberbürgermeister der Stadt Rosenheim als Stiftungsvorstand und einem Beirat verwaltet, der das Gebäude an die Volkshochschule zu vermieten hat. Im Dezember 1985 konnte die VHS in ihre neuen Räumlichkeiten einziehen. Mit dem Hans-Schuster-Haus standen der Volkshochschule vor allem Fachräume zur Verfügung, die eine optimale Kursgestaltung ermöglichen.

Während die kaufmännischen und Sprachkurse in der Heilig-Geist-Schule stattfinden, bietet das Hans-Schuster-Haus Platz für musische und handwerkliche Kurse. Eine großzügige Planung, moderne technische Anlagen sowie eine Ausstattung mit neuesten Maschinen und Geräten bildeten beim "Start" der VHS im Hans-Schuster-Haus 1985 die Basis für zeitgemäßen Unterricht in zwei Bastelräumen, einer Schneider- und Töpferwerkstatt, einer Schulküche, einem Gymnastikraum, einem Zeichensaal und einem Hörsaal für Vorträge, Dia- und Filmvorführungen und Seminare.

Inzwischen erhält die VHS mit dem Abriss der Heilig-Geist-Schule und dem Bau eines Parkhauses an der Stollstraße neue Räumlichkeiten mitten in der Innenstadt. Geplanter Baubeginn soll im Frühjahr 2000 sein.