Sepp Sebald

Am 27. August 1960 erlag Rosenheims Oberbürgermeister Sepp Sebald im Loretokrankenhaus seinem langen Krebsleiden.
Als Stadtrat seit 1945 und als Oberbürgermeister seit 1958 hatte Sebald entscheidenden Anteil am Aufbau Rosenheims nach dem zweiten Weltkrieg. Er wurde am 17. Oktober 1905 in Aubing bei München in einfachen Verhältnisse geboren. Als Bub kam er nach Rosenheim, wo er in der Weißgerberei Bauer als Gerberlehrling eintrat.

Durch einen Betriebsunfall gehbehindert wurde er nach dem ersten Weltkrieg Hilfsarbeiter bei der Firma Steinbeis. Sebald engagierte sich bereits sehr früh in der sozialistischen Arbeiterjugend.
Als entschiedener Gegner der Nationalsozialisten floh er 1933 nach Wörgl in Tirol, kehrte aber dann doch zu seiner Familie nach Rosenheim zurück. Bereits an der Grenze in Kiefersfelden wurde er verhaftet und für einige Monate im KZ Dachau inhaftiert. Nach dem Ende des NS-Regimes gehörte er seit August 1945 dem von der amerikanischen Militärregierung einberufenen Stadtrat für die SPD an.

In den Gemeindewahlen von 1946, 1948, 1952 und 1956 wurde er stets als Listenführer der SPD und als der Kandidat mit den meisten Stimmen gewählt. Zwischen 1950 und 1954 war er auch Mitglied des Landtags. 1958 wurde er mit großer Mehrheit zum Oberbürgermeister gewählt.

Besonders verdient gemacht hat sich Sepp Sebald im Rosenheimer Wohnungsbauprojekt. Die wichtigsten Maßnahmen zur Stadtentwicklung, die unter ihm durchgeführt oder begonnen wurden, waren darüber hinaus die Planung für das stillgelegte Salinengelände, die Verbesserung der Badeanstalt, der Ausbau der Kanalisation, die Planung für das neue Krankenhaus, die Erweiterung der Knabenrealschule, der Anschluss an das Münchener Ferngasnetz, die Reorganisation der Verwaltung und der vorausschauende Erwerb städtischen Baugrundes.

An der Leibl-Straße veranlasste er den Bau einer Industriearbeitersiedlung, die der Stadtrat ihm zu Ehren 1964 in "Sepp-Sebald-Siedlung" umbenannte. Die zahlreichen Spitzenvertreter aus Politik und Wirtschaft, die neben vielen tausend Rosenheimern bei Sebalds Begräbnis von ihm Abschied nahmen, würdigten ihn alle als herausragenden Politiker und Begründer einer neuen Rosenheimer Sozialdemokratie, der aus einer Klassen- eine Volkspartei geformt hatte, die auch von den bürgerlichen Kreise gewählt werden konnte.