Provisorischer Bahnhof der Nachkriegszeit und Bau des neuen Bahnhofs

Durch die Luftangriffe im zweiten Weltkrieg war das Rosenheimer Bahnhofsgelände fast völlig zerstört worden. Über 1.000 Bomben hatten nur noch einen Trümmerhaufen zurückgelassen. So kostete es nach der Kapitulation viel Mühe, einen behelfsmäßig benützbaren Bahnhof herzurichten.

Dennoch konnte bereits am 18. Mai 1945 ein beschränkter Zugverkehr auf der Salzburger Strecke aufgenommen werden. Als Bahnhofsgebäude hatte man einige Baracken aufgestellt, in denen Fahrkarten verkauft und Güter abgefertigt wurden.
In den noch stehenden Gebäuderesten hatte sich das amerikanische Railway Transport Office eingerichtet, das die Aufräumarbeiten leitete und überwachte. 1950 begann in ersten Schritten der Wiederaufbau. Zunächst wurden die Werkhallen wie die Halle für die Ausbesserungen der E-Loks wiederaufgebaut. Dann folgte die Güterabfertigung und schließlich der Wiederaufbau des eigentlichen Bahnhofsgebäudes, des Betriebshauptgebäudes, nachdem die bayerische Staatsregierung die Kredite für den Wiederaufbau von Bahnhöfen zur Verfügung gestellt hatte.

Im Herbst 1952 begannen die Bauarbeiten für den westlichen Gebäudeflügel, in dem im Erdgeschoss die Gepäckabfertigung und die Büros der Bahnhofsverwaltung und im Obergeschoss das Betriebs- und das Maschinenamt untergebracht waren. Bis zum Frühjahr 1954 waren diese Räume fertiggestellt und alle Kredite ausgeschöpft.
Als Ende 1955 wieder Geld zur Verfügung stand, begann man mit dem Abbruch des nicht zerstörten östlichen Gebäudeteils, in dem das Bahnhofsrestaurant provisorisch unterbracht war. Damit nahm der neue Bahnhof allmählich Gestalt an. Im planerischen Konzept war man an die örtlichen Gegebenheiten natürlich gebunden gewesen.
Das Gebäude musste an der Stelle errichtet werden, an der das alte Empfangsgebäude im Krieg zerstört worden war. Auch der länglich-rechteckige Bahnhofsplatz und die einmündende Bahnhofstraße waren unabänderlich. Im Gebäude mussten drei Bundesbahnämter, Betriebs-, Maschinen- und Verkehrsamt, untergebracht werden. Im Mittelpunkt stand die Mittelhalle, von der aus der Reisende alles, was er brauchte, erreichen bzw. kaufen konnte.

Demzufolge ging es von hier zum Zugang zu den Zügen, zum Ausgang zur Stadt, zu den Fahrkarten- und Gepäckschaltern. Es gab eine Auskunft, Telefonzellen, Fahrpläne, WCs und den Zugang zur Gaststätte, die nach modernen Gesichtspunkten gestaltet nicht mehr die Klassentrennung mit Speisesälen unterschiedlicher Kategorie enthielt. Erstmals wurde im Bahnhof auch die "Kunst am Bau" mit zwei 3 Meter hohen und ca. 8 Meter breiten Kunstwerken an den seitlichen Wänden zur Stadtseite und einem Keramikmosaik an der Zugseite praktiziert.

Im Juli 1957 konnte das neue Bahnhofsgebäude in einem feierlichen Festakt seiner Bestimmung übergeben werden. Der Neubau hatte etwa zwei Millionen Mark gekostet, die Gleisanlagen erstreckten sich auf eine Länge von 3,5 Kilometer und umfassten 26 Haupt- und Nebengleise für den Personen- und den Güterzugverkehr.