Die Ermordung von Georg Bell

Ab März 1933 begann das neue Regime systematisch seine politischen Widersacher - hauptsächlich Kommunisten und Sozialdemokraten- sowie prominente Juden zu jagen.
Verfolgt wurden auch unliebsame Mitwisser und alte Gegner. Dieser Menschenjagd fiel der Ingenieur und frühere Vertraute des SA-Stabschefs Ernst Röhm, Georg Bell, zum Opfer.
Er wurde am 3. April 1933 in Durchholzen bei Kufstein von einem "Rollkommando" mit Beteiligung der beiden Rosenheimer SS-Männer Ludwig Kuchler und Erich Sparmann ermordet.

Der am 21. Juli 1898 in Nürnberg als Sohn eines Kaufmanns geborene Georg Bell widmete sich nach seinem Feldeinsatz im 1. Weltkrieg der Politik und leistete Agentendienste. Vorbild dabei war ihm seine Tante, die britische Archeologin und Agentin Gertrude Bell.
Georg Bell schuf sich bald höchste Kontakte zu in- und ausländischen Politikern, unter anderem organisierte er einen Nachrichtendienst für Ernst Röhm.

1932 überwarf sich Bell mit Röhm und den Nationalsozialisten, die damit nicht nur einen hervorragenden Kontaktmann und Organisator verloren, sondern von nun an einen gefährlichen Gegner hatten. Bell arbeitete fortan für verschiedene sozialdemokratischen Zeitschriften, in denen er sensationelle Artikel über Interna der NSDAP veröffentlichte.
Seine früheren engen Kontakte zum NS-Regime ermöglichten es ihm noch bis Anfang März 1933 für die SA-Führung um Ernst Röhm und das NS-Regime belastendes Material zu beschaffen.

Mit der Machtübernahme der Nazis in Bayern gehörte Bell zu den sofort gesuchten Personen. Bei der Stürmung der Redaktion der Zeitung "Gerader Weg", wo Bell mit dem Herausgeber Fritz Gerlich zusammenarbeitete, gelang Bell gerade noch die Flucht. Er setzte sich nach Österreich ab, wurde aber, obwohl er mehrfach seinen Aufenthaltsort wechselte, im April 1933 in Durchholzen aufgespürt und erschossen.