Der Bau der Städtischen Galerie und des Stadtarchivs

Als der Lehrer Max Bram von der Gründung des Rosenheimer Kunstvereins erfuhr, stiftete er im Jahr 1904 seine umfangreiche Sammlung von Gemälden der "Münchener Schule".

Bedingung war die Errichtung eines Ausstellungsgebäudes und die Erweiterung der Sammlung durch ständige Ankäufe.
Letzteres wurde durch die Bildung einer Ankaufskommission erfüllt. Der Galeriebau schien zunächst nicht realisierbar.
In einem Provisorium, der aufgelassenen Michaelskapelle neben der Stadtpfarrkirche, wurde die Bram-Stiftung untergebracht. Größere Ausstellungen fanden im Rathaussaal oder in Schulgebäuden statt.

Wiederholt drängte Bram die Stadt Rosenheim, das versprochene Galeriegebäude zu errichten. Er überlegte sogar, die Stiftung rückgängig zu machen und einer anderen Stadt anzubieten.
Im Juli 1934 wurde der Rosenheimer Kunstverein gleichgeschaltet. Der bisherige erste Vorsitzende, Studiendirektor i.R. Dr. Hans Faußner, musste ebenso zurücktreten, wie der zweite Vorstand Hubert Weinberger, der als ehemaliges SPD-Mitglied als politisch unzuverlässig galt. Neuer Vorsitzender wurde der Rechtsrat und stellvertretende Bürgermeister Erich Holper, der den Neubau einer städtischen Galerie zu seinem besonderen Anliegen machte.

Die Grundsteinlegung für Rosenheims "Haus der Deutschen Kunst" erfolgte am 11. August 1935 und war mit den Jubiläumsfeiern zum 15-jährigen Bestehen der Rosenheimer Ortsgruppe der NSDAP verbunden.
Die Stadt stellte das Grundstück zur Verfügung und baute einen Luftschutzkeller, auf dem, finanziert aus den Rücklagen der Stadt, einem vom Kunstverein aufgebrachten Darlehen und Spenden aus der Bürgerschaft, die städtische Galerie für 150.000 Reichsmark gebaut wurde. Die Schirmherrschaft über das Projekt übernahm der gebürtige Rosenheimer Hermann Göring.
Für die architektonische Gestaltung schlug die Reichskunstkammer einen Wettbewerb vor, den Johann Georg Bestelmeyer mit einem Entwurf ganz im Stil des Neoklassizismus nationalsozialistischer Bauten, vergleichbar dem Münchener Haus der Kunst, gewann.

Zwei Jahre nach der Grundsteinlegung, am 29. August 1937 konnte das neue "Kulturzentrum" von Gauleiter Adolf Wagner in einem von diversen, nationalsozialistischen Organisationen gestalteten Festakt feierlich eröffnet werden. Schirmherr Göring erschien, obwohl eingeladen, nicht zur Eröffnung. Im langgestreckten Anbau hinter der Galerie wurde das neue Archiv nebst der (wissenschaftlichen) Stadtbibliothek untergebracht.

Die Ausstellungen in der Galerie trugen deutlich das Zeichen des Dritten Reichs, wenn auch gemäßigter als in München. Viele Künstler malten überwiegend Unvergängliches und pflegten einen eigenen, konservativen Stil. Im Oktober 1944 traf eine Fliegerbombe einen Teil der Galerie, die Max-Bram-Stiftung blieb vor größerem Schaden aber bewahrt. Max Bram hatte zwar noch die Grundsteinlegung, nicht aber die Fertigstellung des Ausstellungsgebäudes erlebt. Er starb am 25. Oktober 1935.