Franz Xaver Berr jun.

 Franz Xaver Berr wurde als Sohn des Türmer- und Stadtmusikmeisters Franz Xaver Berr am 27. März 1852 in Rosenheim geboren. Nach dem Tod seines Vaters 1882 folgte er ihm im Amt nach.

Der Türmer war bis ins späte 19. Jahrhundert ein Lehrberuf mit zunftgemäß geregelter Ausbildung und staatlich reglementierten Prüfungen zum Gesellen oder Meister. Außerdem musste der Türmer täglich den "Aufzug" genannten Morgen-, Mittag- und Abendgruß vom Mittertor blasen. An hohen Feiertagen spielte der Türmer zusammen mit anderen Musikern vom Mittertor aus einen Choral.

Mit Berr jun. verlagerte sich das Gewicht deutlich vom Türmer zum städtischen Musikmeister. Als Musikmeister dirigierte Berr auch die Rosenheimer Stadtkapelle, die bei Messen, Festzügen, offiziellen Feierlichkeiten und Begräbnissen spielte. Diese Kapelle wurde vom Stadtmusikmeister aus seinen Schülern zusammengestellt, denen er Musikunterricht erteilte.
Berr erhielt in verschiedenen Orchestern in München eine gute Lehrzeit. Bevor er die Nachfolge seines Vaters antrat, spielte er sogar als Berufsmusiker Geige im Orchester des Walzerkönigs Johann Strauß in Wien. Ein Teil des in Wien Gelernten floss in Berrs Eigenkompositionen ein, die seinen umfangreichen Notennachlaß sehr bereicherten. Märsche, Polkas, Walzer und bürgerliche Salonmusik der Jahrhundertwende beinhalten die Noten, die heute im Stadtarchiv aufbewahrt werden.

Bis zu seinem Tod am 23. August 1925 spielte Berr vor allem im Hofbräu für die Rosenheimer auf. Nach seinem Tod wurde die Stelle des Türmers nicht mehr besetzt und die Stadtkapelle aufgelöst.