Ehrenbürger Anton Jakob

Drei "Männer der Schule" wurden seinerzeit hintereinander mit der Verleihung des Ehrenbürgertitels von der Stadt Rosenheim ausgezeichnet: Nach Max Bram, dem Oberlehrer a.D. und Stifter der kostbaren Gemäldesammlung, Ludwig Eid, Oberstudiendirektor, Heimatforscher und Geschichtsschreiber Rosenheims, wurde wieder ein verdienter Pädagoge in Vorschlag gebracht: Anton Jakob. Am 21. August 1851 in Breitenbrunn bei Mindelheim geboren, absolvierte Anton Jakob 1871 das Humanistische Gymnasium. Er legte mit Erfolg 1874 die staatliche Lehramtsprüfung ab und fand im gleichen Jahre seine erste Anstellung an der städtischen Handelsschule in München. Dort setzte er auch seine Hochschulstudien fort.

Anschließend wirkte er als Realschullehrer an der Kreislandwirtschaftsschule Lichtenhof bei Nürnberg. Im Alter von erst 27 Jahren übernahm Anton Jakob die Leitung der neugegründeten Realschule zu Kronach in Oberfranken. Dort blieb er bis 1889. In diesem Jahre erfolgte seine Berufung an die Königliche Realschule von Rosenheim, die damals noch mit einer gewerblichen Fortbildungsschule gekoppelt war. Die Realschule zählte am Schuljahresende 1888/89 erst 90 Schüler und war vierkursig. Die Unterbringung erforderte nur einige Zimmer im Knabenschulhaus. Große Aufgaben erwarteten den neuen Rektor. Im Jahre 1900 verzichtete Jakob auf eine Berufung an die Luitpold-Kreis-Realschule in München, um den Ausbau des Schulwesens in Rosenheim weiterführen zu können. Mit ihm gedieh die Realschule. 1891 bezog sie ihr eigenes Heim. Mit Beginn des Schuljahres 1893/94 wurde eine fünfte Klasse und ein Jahr später eine sechste angegliedert. 21 Absolventen verließen 1895 die Schule: 200 Schüler besuchten in diesem Jahr die Rosenheimer Realschule. 1918/19 waren es dann schon 550.

Anton Jakobs Streben ging darauf hinaus, der verkehrsmäßig günstig gelegenen und aufblühenden Stadt Rosenheim einen Schulausbau auf neun Klassen zu verwirklichen. Daneben hat Oberstudiendirektor Jakob die gewerbliche Fortbildungsschule reorganisiert und sie fachlich gegliedert.

Chronisten berichten von einem strengen, aber gerechten Lehrer, den man allgemein „Vater Jakob" genannt und der seine Schüler mit „Büable" angesprochen habe. In fast einem Jahrhundert verwischen sich so manche Ereignisse und auch Charakterisierungen. Erst kürzlich bestätigte mir ein jetziger Studiendirektor des Finsterwalder-Gymnasiums, die Überlieferungen, die ich hörte: Jakob wäre an der Schule und in der Stadt ein gefürchteter Mann gewesen, der Zucht und Ordnung mit äußerster Konsequenz, im Rahmen der damaligen gesetzlichen Bestimmungen, durchsetzte. Er, der selbst eine Schar Kinder hatte, von denen vier Lehrer wurden, soll so manchem unbemittelten Schüler den Lebensweg geebnet haben: „Wo viel Licht ist, gibt's auch Schatten".

Jedenfalls hat Anton Jakob einer ganzen Generation Bildung und Erziehung vermittelt. Sein Engagement für das Schulwesen und für das Gewerbeleben in der Stadt Rosenheim hat den Stadt-Magistrat unter Bürgermeister Wüst und das Gemeindekollegium unter dem Ersten Vorstand Finsterwalder veranlaßt, Oberstudiendirektor Anton Jakob am 29. Januar 1919 zum Ehrenbürger zu ernennen. Jakob wurde Ehrenmitglied der 1927 gegründeten Realschul-Studiengenossenschaft. Die Schule selbst wird ihm immer ein ehrendes Gedenken bewahren; denn er gilt als der tatkräftigste Förderer bis zu der Ausbaustufe, die auch am Ende dieses Jahrhunderts noch Gültigkeit hat.

Nach den letzten Pensionsjahren in Bad Tölz, Zorneding und Füssen ist Anton Jakob am 5. Januar 1937 verstorben und wunschgemäß auf dem Rosenheimer Friedhof beerdigt worden.
 

Text von Helmut Braun aus der Broschüre "Die Ehrenbürger der Stadt Rosenheim", Hrsg. Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank Aktiengesellschaft, München, 1983.