Photographische Bedarfsartikel

Neben den photographischen Ateliers konnten sich mit zunehmendem Interesse an der Photographie auch Geschäfte niederlassen, die photographische Bedarfsartikel führten.

Zunächst wurde lediglich in Zeitungsanzeigen von Privatpersonen auf den Verkauf von Kameras und Zubehör hingewiesen 62).

Um die Jahrhundertwende entdeckten dann die Drogerien die Möglichkeit, zusätzlich auch Photoartikel zu verkaufen.

Diese Drogerien und Spezialhandlungen wollten sich vor allem an den Amateur und interessierten Laien wenden. So bot z.B. die Drogerie Franz Reisser den Kunden eine Dunkelkammer zur freien Benützung an 63), die Germaniadrogerie im Gillitzerblock unterwies in der Handhabung und dem Gebrauch der photographischen Geräte 64).

Die Bavariadrogerie von Ludwig Then spezialisierte sich schließlich nur noch auf Photoartikel. Als "Photohandlung" warb Then zum ersten Mal 1914 für sein Geschäft, das er als beste Bezugsquelle auch für Fachphotographen empfahl 65).

Neben dem Verkauf von photographischen Bedarfsartikeln übernahmen die Drogerien dann auch die Entwicklung der Filme oder das Nachmachen von Bildern und traten somit in Konkurrenz zu den Fachateliers der Photographen.

In Rosenheim inserierten folgenden Drogerien bzw. Photohandlungen ihr Angebot von photographischen Arbeiten und Bedarfsartikel:

  • Drogerie "Zum Roten Kreuz", Max-Josefs-Platz von Franz Reisser ab 1900
  • Drogerie "Germania", Gillitzerblock in der Münchenerstraße von J. Weberpals ab 1900 bis 1905; dann übernimmt L. Bender
  • Drogerie "Bavaria", Münchenerstraße 9 von Ludwig Then ab 1908; Photohandlung Bavaria ab 1914
  • Photohaus Reisser, Kaiserstraße 26 von Leo Reisser ab 1909; 1910 Geschäftsverlegung in die Münchenerstraße 22, sowie zusätzlich Übernahme des Photoateliers von Anton Steffgen in der Münchenerstraße 36
  • Spezialgeschäft für Photographie, Münchenerstraße 36 von Anton Steffgen ab 1906; Erweiterung zum Atelier für moderne Photographie und Malerei ab 1907; Übernahme durch Leo Reisser im August 1910

Anmerkungen

1) 1841 beläuft sich die Einwohnerzahl auf etwa 3.100. 1868 hat Rosenheim bereits 5.400. 1870 7.500 und 1890 bereits über 10.000 Einwohner.
2) Die ersten beiden Bände der Rosenheimer Zeitung erscheinen 1833 und 1834, die nächste Ausgabe kam 1851 heraus, ab 1855 konnte die Zeitung dann lückenlos bis 1918 ausgewertet werden.
3) Für die Auflistung der in Rosenheim tatigen Wanderphotographen sowie der fest ansässigen Ateliers wurde an Archivmaterial hauptsächlich ausgewertet: Gewerbeanmelderegister B/F 766, 767, 767a, (1871-1897); Meldebücher (1880er Jahre bis ca. 1910); Heimat- Ansässigmachungs- und Verehelichungsakten; Hausakten; Zeitungen 1833 bis 1918; Zeitungs- und Personenkartei.
4) Rosenheimer Wochenblatt 1. Jg, Nr. 4 vom 21.01.1855
5) StadtA Ro. Akten Fasz. 245
6) Intelligenzblatt der Königlichen Regierung von Oberbayern Nr. 15 vom 06.04.1849
Entschließung des Staatsministeriums des Handels und der öffentlichen Arbeiten vom 22.03.1849
7) Gebhardt, Heinz; Königlich bayerische Photographie 1838-1918. München; Verlag Laterna Magica 1978. S. 106 f.
8) Laut Personenkartei des Stadtarchivs handelt es sich offenbar um den Gastwirt Michael Bernrieder. Weitere Lokalisierungsangaben waren allerdings nicht ermittelbar.
9) Rosenheimer Wochenblatt 8. Jg., Nr. 28 vom 13.07.1862
10 ) Rosenheimer Anzeiger 11. Jg., Nr. 37 vom 10.09.1865
11 ) S. Anm. 7, S. 112
12 ) Von 1858 bis 1882 hieß die heutige Königstraße (alte) Bahnhofstraße, die vom Ludwigsplatz zum damaligen Bahnhof, heute Rathaus führte.
13) Rosenheimer Anzeiger 15. Jg., Nr. 59 vom 25.07.1869
14) S. Anm.7, S. 319
15) Rosenheimer Anzeiger Nr. 59 vom 25.07.1872
16) Rosenheimer Anzeiger Nr. 91 vom 19.04.1913; Nr. 92 vom 20.04.
17) StadtA Ro. Akten I B 2 1484
18) StadtA Ro, Akten I B 2 702
19) Rosenheimer Anzeiger Nr. 12 vom 19.03.1865
20) Rosenheimer Anzeiger Nr. 4 vom 24.01.1864, Nr. 12 vom 20.03,  Nr. 21 vom 22.05., Nr. 44 vom 30.10.
21) Bis 1882 waren Häuser in Rosenheim - innerhalb einer Vierteilung in Distrikte - durchlaufend numeriert. Mit steigender Häuserzahl mußten häufig Bruchnummern vergeben werden, so daß schließlich eine Neunumerierung und Umstrukturierung notwendig war. Dabei wurden auch neue Straßennamen eingeführt.
22) Rosenheimer Anzeiger Nr. 37 vom 15.07.1861
23) Rosenheimer Anzeiger Nr. 23 vom 03.06.1866, Nr. 25 vom 17.06., Nr. 27 vom 01.07.
24) Rosenheimer Anzeiger Nr. 248 vom 30.11.1880
25) S. Anm. 7. S. 356
26) Rosenheimer Anzeiger Nr.164 vom 22.07.1882
27) Rosenheimer Anzeiger Nr. 57 vom 08.03.1884
28) S. Anm. 7. S. 343
29) Rosenheimer Anzeiger Nr.201 vom 04.09.1889
30) Rosenheimer Anzeiger Nr. 48 vom 28.02.1904, Nr. 51 vom 03.03.
31) Rosenheimer Anzeiger Nr. 99 vom 30.04.1905; Nr.105 vom 07.05.; Nr. 111 vom 14.05.
32) S. Anm. 7. S. 344; allerdings wird hier für Riedls Tätigkeit in Nürnberg nur 5 Jahre (1895 - 1900) angegeben.
33) Rosenheimer Anzeiger Nr.130 vom 12.06.1910
34) Rosenheimer Anzeiger Nr. 99 vom 12.12.1869; Nr. 100 vom 16.12.; Nr. 101 vom 19.12.; Nr. 102 vom 23.12.
35) S. Anm. 7. S. 105
36) Rosenheimer Anzeiger Nr. 43 vom 30.05.1872
37) Rosenheimer Anzeiger Nr. 47 vom 13.06.1872
38) Mit der Verleihung des Heimatrechts, das käuflich erworben werden mußte, war die Heimatgemeinde u.a. verpflichtet. im Armuts· oder Krankheitsfall für den Heimatberechtigten zu sorgen. Deshalb mußte auch bei Erwerb des Heimatrechts Eigenvermögen und gesicherte persönliche Verhältnisse nachgewiesen werden.
39) Rosenheimer Tagblatt Wendelstein Nr. 99 vom 19.08.1886
40) Rosenheimer Anzeiger Nr.188 vom 23.08.1887; Nr. 190 vom 25.08.
41) Rosenheimer Anzeigel Nr.203 vom 06.09.1889; Nr.205 vom 08.09.; Nr. 206 vom 10.09.
42) Rosenheimer Anzeiger Nr. 1 vom 01.01.1890
43) Rosenheimer Anzeiger Nr. 3 vom 04.01.1891; Nr. 5 vom 08.01.; Nr. 8 vom 11.01.
44) Rosenheimer Anzeiger Nr.153 vom 11.07.1891; Nr. 155 vom 14.07.; Nr. 157 vom 16.01.
45) Rosenheimer Anzeiger Nr. 32 vom 10.02.1892 mit 9 weiteren gleichlautenden Inseraten bis 09.06.1892
46) StadtA Ro. Akten Fasz. 957/2
47) Rosenheimer Anzeiger Nr.102 vom 04.05.1893; Nr.104 vom 06.05
48) Rosenheimer Anzeiger Nr. 4 vom 06.01.1906; die gleiche Anzeige erscheint jede zweite Ausgabe bis zum 02.02.1906
49) Rosenheimer Anzeiger Nr. 19 vom 23.01.1907
50) Rosenheimer Anzeiger Nr. 11 vom 15.01.1881
51) Rosenheimer Anzeiger Nr.280 vom 08.12.1876
52) StadtA Ro. Akten Fasz. 960/21
53) Registratur im Rathaus., Hausakt Frühlingstraße 13
54) Verwaltungsbericht des Stadtmagistrats Rosenheim für die Jahre 1892 und 1893. Rosenheim 1895, S. 32
55) Rosenheimer Anzeiger Nr. 49 vom 02.03.1900
56) Rosenheimer Anzeiger Nr. 6 vom 21.01.1869; Nr. 7 vom 24.01.
57) Rosenheimer Anzeiger Nr. 47 vom 13.06.1869: Nr. 48 vom 17.06.
58) Rosenheimer Anzeiger Nr. 59 vom 25.07.1872
59) Rosenheimer Anzeiger Nr.152 vom 10.07.1898; Nr. 154 vom 13.07.
60) Oberbayerisches Volksblatt Nr.20 vom 17.02.1949
61) 1898/99 wurde z.B. in München die Polizei- und Erkennungsdienstphotographie eingeführt; S. Anm. 7. S. 302 f.
62) Rosenheimer Anzeiger Nr.209 vom 16.09.1897
63) Rosenheimer Anzeiger Nr.119 vom 25.05.1901
64) Rosenheimer Tagblatt Wendelstein Nr. 136 vom 18.06.1904
65) Rosenheimer Anzeiger Nr.152 vom 05.07.1914