Vom Notstand zum Wohlstand (IV)

Autoboom und Reisewelle

Die 50er Jahre waren von einer zunehmenden Motorisierung geprägt. Immer mehr Deutsche leisteten sich ihr erstes Auto oder zumindest ein motorisiertes Zweirad, denn für viele blieb ein Auto auch im beginnenden Wirtschaftswunder ein unerfüllbarer Traum.

In Rosenheim wurde ein kleines Stück Automobilgeschichte geschrieben: 1947 beantragte der Ingenieur Fritz Fend die Errichtung eines technischen Fertigungsbetriebs. Damit war der Weg frei zur Konstruktion des als Fend-Flitzer bekannten Einsitzers mit etwa vier PS. Das Kleinstfahrzeug war vor allem als leichtes Fortbewegungsmittel für Beinamputierte oder sonstige Kriegsversehrte des Zweiten Weltkriegs gedacht. In weiterer Entwicklung entstand ein Kleinautomobil mit grün lackierter Karosserie. 1952 Schloss Fend einen Vertrag mit den Messerschmitt-Werken ab. In Regensburg wurde nun der „Messerschmitt-Kabinenroller" serienmäßig hergestellt, der sich einer regen Nachfrage bis in die 60er Jahre erfreute.

Zählte Rosenheim 1938 noch rund 1.500 Kraftfahrzeuge, so waren 1962 bereits über 5.500 zugelassen, was mit 185 Kraftfahrzeugen auf 1.000 Einwohner die prozentual höchste Autodichte in der Bundesrepublik bedeutete.

Das Wirtschaftswunder führte dazu, dass in vielen Familien bald an Urlaubsreisen gedacht wurde. Man gönnte sich wieder etwas, zum Beispiel eine Reise nach Italien, das mit dem Auto in greifbare Nähe gerückt war.

Text: Karl Mair, Stadtheimatpfleger