Stichpunkte zum Kleinstadtleben

Revolution 1918/19

Von den deutschen Thronen stürzte der bayerische zuerst. In München veranstalteten die beiden sozialistischen Parteien MSPD und USPD am 7.11.1918 eine Wahlversammlung auf der Theresienwiese. Am Abend trat im Mathäserbräu ein provisorischer Arbeiter- und Soldatenrat zusammen und wählte Kurt Eisner zu seinem Vorsitzenden.
Um Mitternacht erklärte sich Eisner im Landtag zum Ministerpräsidenten und „Baiern" zum Freistaat, König Ludwig III. flüchtete aus München. Am 13.11.1918 entband er Beamte und das Militär von dem ihm geleisteten Treueid. Auf dem Weg zur ersten Sitzung des neugewählten Landtags wurde der Verlierer der Wahl, Kurt Eisner, am 21.2.1919 ermordet, wodurch ein weiterer revolutionärer Schub ausgelöst wurde. Die radikaleren sozialistischen Kräfte proklamierten einen Zentralrat der bayerischen Republik. Am 21.3. gelang dem Landtag die Bildung eines neuen Kabinetts unter Johannes Hoffmann. Ihn sollte eine „Dritte Revolution" am 7.4. ausschalten. Es kam zur Bildung der „Scheinräterepublik" durch die USPD, die durch Völksbeauftragte regierte. Die legale Regierung floh nach Bamberg. Die „Vierte Revolution" am 13.4. war das Werk der kommunistischen Gruppe. In ihrer Räterepublik nahm das Vorgehen gegen das Bürgertum schärfere Formen an, die Aufstellung einer Roten Armee begann. Ende April 1919 begann die blutige Niederwerfung der Räteherrschaft durch gegenrevolutionäre („weiße") Freikorps. Auch in Rosenheim führte die sozialdemokratische Parteileitung am 8.11.1918 eine Großversammlung auf der Loretowiese durch. Anschließend zogen mehr als tausend Menschen durch die Stadt und forderten die wegen Dienstvergehen inhaftierten Soldaten freizulassen und die Polizei dem kurz zuvor gebildeten Volks- und Soldatenrat zu unterstellen, dessen Vorsitzende Arbeitersekretär Karl Göpfert und der Student Guido Kopp waren. Als Mitglied der am 10.1.1919 auch in Rosenheim gegründeten KPD war Kopp das Haupt der kommenden Radikalisierung.
Am 22.2. wurde Bürgermeister Hofrat Wüst abgesetzt. Göpfert führte die Geschäfte weiter, Heinrich Geistaller wurde Stadtkommandant. Am 7.4. rief Kopp die Räterepublik in Rosenheim aus und erklärte den Belagerungszustand. Der Versuch von Rosenheimer Bürgern, die Räterepublik aufzulösen, wurde mit Hilfe von Münchener Soldaten verhindert. In den letzten Apriltagen verlagerten sich die revolutionären Aktivitäten nach Kolbermoor. Die Rosenheimer Räteherrschaft wurde am 1.5.1919 durch Regierungstruppen und Freikorps beendet.

Dr. Raimund Baumgärtner

Die Einwohnerwehren

Noch im Dezember 1918 hatte der Rosenheimer Obergeometer Rudolf Kanzler in Rosenheim und Umgebung eine Gruppe von Bürgern um sich versammelt, die einen Stoßtrupp für Überfälle auf Waffendepots bilden sollten, um dem „Saustall" (Räteherrschaft) ein rasches Ende zu bereiten. War auch der Bürgerputsch am 13. April 1919 unter Kanzlers Beteiligung nicht erfolgreich gewesen, so bekam er doch durch die Regierung Hoffmann, die Mitte April die Gründung von Einwohnerwehren erlaubte, eine Vollmacht und einen Vorschuß von 500.000 Mark. Nun konnten Freikorpsmitglieder geworben und beachtliche Waffentransporte in Richtung Chiemgau zusammengestellt werden.
Bei der Niederschlagung der Räte in Rosenheim unterstellte Kanzler sich mit seinem Freikorps Chiemgau den Regierungstruppen unter Oberst von Mieg. Auf die Einnahme von Kolbermoor folgten Säuberungsaktionen in Redenfelden, Endorf, Heufeld, Aibling, Bruckmühl, Miesbach und anderen Orten. Kanzlers Vollmacht bestand weiter und er machte sich daran, den Chiemgau in das bestorganisierte Gebiet der bayerischen Einwohnerwehren zu verwandeln. Ihr Zweck war, die öffentliche Sicherheit im eigenen Wohnbezirk zu gewährleisten und Polizei und Regierungstruppen im Kampf gegen Diebstahl, Plünderungen und Aufruhr zu unterstützen. Dabei sollten örtliche, nicht-militärische, unpolitische Schutzverbände gebildet werden. Kanzler trug sich mit dem Plan, auf privater Basis, ohne Inanspruchnahme von Behörden und öffentlicher Mittel, eine Organisation aufzubauen, die sich dann über ganz Bayern ausdehnen sollte. Zusammen mit Forstrat Georg Escherich errichtete er ein Netz paramilitärischer Verbände, die mit Unterstützung der Bayerischen Regierung bis zu ihrer Eingliederung in nationalsozialistische Organisationen fortbestehen konnten.

Susanne Ullrich

NSDAP

Am 18. April 1920 wurde die Ortsgruppe Rosenheim der NSDAP als erste außerhalb Münchens in Deutschland gegründet. Bereits am 2. Mai fand die erste öffentliche Versammlung statt, die von etwa 150 Menschen besucht wurde. Als Redner traten Köhler und Hitler aus München auf. Hitler sprach bis zum Ende des Jahres noch viermal auf Versammlungen in Rosenheim, die den Polizeiberichten zufolge sehr gut besucht waren. In seinen Reden betrieb er vor allem antisemitische Propaganda, stellte das Programm der NSDAP vor und sprach über „das internationale Kapital", welches die nationale Wirtschaft zerstöre.
Die NSDAP-Ortsgruppe Rosenheim hatte im August 1920 bereits über 170 Mitglieder, im September 220 und Ende des Jahres über 260 Mitglieder. Von Rosenheim aus wurden Versammlungen in Kolbermoor, Rauhling, Redenfelden und Prien organisiert. In den Jahren 1921 und 1922 stagnierte der vorher so stürmische Parteizuwachs: 1921 registrierte man 35 Parteieintritte, 1922 nur noch 18. Bereits 1920 formierte sich eine Ordnertruppe, die dafür zu sorgen hatte, daß die Versammlungen der NSDAP einen ungestörten Verlauf nahmen. Ende August 1921 wurde sie in eine Sturmabteilung (SA) umgewandelt.
 

Susanne Ullrich

Stadtratswahlen

Von den großen Parteien beteiligten sich nur SPD, USPD (1919), KPD und NSDAP (1929) mit eigenen Listen an den Stadtratswahlen. Die bürgerlichen Parteien hatten sich unter der Bezeichnung „Bürgerliche Wirtschaftspartei", seit 1924 „Bürgerliche Wirtschaftsvereinigung", zu einer Sammelliste zusammengeschlossen, die jeweils mehr oder weniger deutlich die absolute Mehrheit der Stimmen und Sitze im dreißigköpfigen Stadtrat erhielt.
1924 zog eine „Unpolitische Bürgerliste" in den Stadtrat ein, die sich zum Teil aus ehemaligen Mitgliedern der gerade verbotenen NSDAP rekrutierte. Als direktes Anhängsel dieser Partei ist die ab 1929 vertretene „Interessengemeinschaft der Kriegsopfer und Frontsoldaten" anzusehen.
Nach der nationalsozialistischen Machtübernahme erfolgte am 22.5.1933 die Gleichschaltung des Stadtrats. Die Zahl der Sitze wurde auf 20 reduziert, die Sitzvergabe entsprechend dem Reichstagswahlergebnis vom 5. März vorgenommen (9 NSDAP, 7 BVP, 4 SPD). Nach Repressionen, Verhaftungen und Parteiverboten setzte sich der Stadtrat ab Juli 1933 ausschließlich aus Nationalsozialisten zusammen.
 

Ergebnisse der Stadtratswahlen

1919
Bürgerliche Wirtschaftspartei: 62,2%, 19 Sitze
SPD: 28,4%, 9 Sitze
USPD: 9,3%, 2 Sitze

1924
Bürgerliche Wirtschaftsvereinigung: 51,1%,16 Sitze
Unpolitische Bürgerliste: 20,5%, 6 Sitze
SPD: 19,9%, 6 Sitze
KPD: 8,5%, 2 Sitze

1929
Bürgerliche Wirtschaftsvereinigung: 57,3%, 18 Sitze
SPD: 24,2%, 7 Sitze
NSDAP: 8,4% 2 Sitze
Interessengemeinschaft der Kriegsopfer und Frontsoldaten: 5,8%, 2 Sitze
KPD: 4,3%, 1 Sitz

Walter Leicht M.A.

Theater und Film

„Im Rosenheimer Volkstheater herrschte an den beiden Pfingstfeiertagen wieder Massenbetrieb. Am Pfingstsonntag wurde ,Die Salonbäuerin' gegeben. An Beifall und obligaten Blumenspenden hat es nicht gefehlt (...)" (Rosenh. Anz. Nr. 130, 11.6.1919). Ähnliche Sätze kann man Anfang der Zwanziger Jahre noch in vielen Berichten über das Rosenheimer Volkstheater Alois Bachs nachlesen. Die Begeisterung für „Die schöne Millibäuerin", den „Hausdrachen am Himmelhof", den „Zechpreller" oder für „Die Salonbäuerin" flachte aber zusehends ab, so daß Hans Mittl 1928 schließlich bedauernd feststellte, daß „diese Spielart des Volksschauspiels (...) dem Geschmack des durch die tausend Finessen des Berufstheaters und des Kinos übersättigten Publikums nicht mehr entsprechen kann (...)" (In: 600 Jahre Rosenheim 1328-1928, Rosenheim 1928, S. 74). Regelmäßige Gastspiele von Berufsensembles trugen zu den stetig steigenden Ansprüchen des Rosenheimer Theaterpublikums bei; schon 1919 hatte man es „dankbar erkannt, daß uns die Kräfte des Nationaltheaters in dem Stück ,Die große Leidenschaft' nicht entgelten ließen, daß wir eben in der ,Provinz' leben." (Rosenh. Anz. Nr. 139, 22.6.1919)
War Rosenheim kulturelle Provinz? Im Saubräusaal gab man sich den Kostproben des Münchener Possen-Ensembles hin, der bekannte Meistergedankenleser Nena lud zu seinem Experimental-Abend ein, Mara Feldern-Förster vom Deutschen Theater Berlin begeisterte ein großes Publikum im Hotel Gillitzer... Hieß es noch 1920: „Genug Theater! Das Gesuch eines Korrektors aus München um Genehmigung zur Errichtung eines Lichtspieltheaters im Hotel Deutsches Haus wird vom Stadtmagistrat mangels Bedürfnisses abgelehnt" (Rosenh. Anz. Nr. 21, 26.1.1920), so nahmen doch die „Kammerlichtspiele" 1923 ihren Betrieb auf. Schon seit 1918 gab der Stadtkinematograph am Max-Josef-Platz seine Vorstellungen. Alois Bach richtete in seinem Saal im Hotel Gillitzer abwechselnd zu den Theateraufführungen ab ca. 1918 die „Helios Lichtspiele" ein, die noch bis 1938 unter seiner Leitung fortbestanden.

Marinus Brand

Wirtschaft

Neue Impulse für das Wirtschaftsleben Rosenheims hatte im 19. Jahrhundert die Anbindung ans Schienennetz und die Ausbildung zum Verkehrsknotenpunkt gebracht, welche die rasche Entstehung von Industriebetrieben begünstigten. Klein- bis mittelindustrielle Unternehmen wuchsen heran, die bis zum 1. Weltkrieg ständig expandierten und auch das Bild der Rosenheimer Wirtschaf t in den Zwanziger Jahren bestimmten.
Traditionsreich war das metallverarbeitende Gewerbe mit Gießereien und Maschinenbau (Stumbeck, Beilhack, Konrad), mit der Herstellung von Eisenkonstruktionen (Wolf) sowie Blitzableiterund Antennenerzeugung (Kathrein). Ähnlich stark vertreten waren das Baugewerbe und die Holzverarbeitung (Sägewerk Aicher, Türen- und Fensterfabrikation Steinbeis, Papierfabrik Nie-dermayr). Daneben florierten Brauereien (Auerbräu), Mühlen (Kunstmühle Rosenheim) und die größte Saline Bayerns. Mit den Produkten der Firma Klepper (Faltboote, Regenbekleidung) wurde der Name Rosenheim weltbekannt. Neben diesen mittelständischen Industrien, deren größte zwischen 100 und 250 Personen beschäftigten, waren präindustrielle Strukturen in Form einer Vielzahl von kleinen Handwerksbetrieben erhalten geblieben. Im stark vom Umland profitierenden Handel der Marktstadt herrschten Kleingeschäfte vor, die sich jedoch in zunehmendem Maße der Konkurrenz von Versandfirmen und ersten Kaufhäusern (Wilhelm) ausgesetzt sahen.
 

Wolfgang Stäbler M.A.

Krisen und Inflation

Trotz seiner ausgewogenen Wirtschaftsstruktur blieb auch Rosenheim von den Auswirkungen der Wirtschaftskrisen im Reich nicht verschont. Hatten schon die letzten Jahre des 1. Weltkriegs akute Versorgungsengpässe gebracht, sodaß zur Ernährung der Rosenheimer Bevölkerung die Einrichtung einer Volksküche im Mailkeller notwendig geworden war, so erfolgte auch in den ersten Nachkriegsjahren keine durchgreifende Verbesserung.
Die galoppierende Inflation, die bis 1923 Sparguthaben und Schuldverschreibungen entwertete und damit ganze, bisher vermögende Bevölkerungsschichten verarmen ließ, während in einer Umkehrung aller moralischen Begriffe Schuldner und skrupellose Geschäftemacher Nutznießer der Situation waren, führte zum Zusammenbruch jedes geregelten Warenaustauschs. Mit der Einführung der Rentenmark ab November 1923 begann eine Phase der wirtschaftlichen Erholung, die später, wohl zu Unrecht, den Ruf der „Goldenen Zwanziger" befestigte. Doch auch jetzt waren Teile der Einwohnerschaft von Hunger und Not nicht verschont, wie die Errichtung einer Wärmestube am Salzstadel 1925 beweist. Schon 1928 zeigten sich die Vorboten einer neuerlichen Wirtschaftsflaute. Die Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise - Firmenzusammenbrüche, Massenentlassungen und Arbeitslosigkeit - führten die Stadt Rosenheim an den Rand des Ruins, da die ständig steigende Zahl „ausgesteuerter Erwerbsloser", d.h. langfristig arbeitsloser, von städtischer Fürsorge lebender Personen, den Stadtsäckel aufs äußerste belastete. Eine Flut neuer Steuern bei gleichzeitigen Lohnkürzungen verstärkten Not und Unmut der Bevölkerung, die nun allzuleicht ihr Heil bei radikalen politischen Gruppen suchte.

Wolfgang Stäbler M.A.

Wohnungsnot

Ein Hauptproblem der Rosenheimer Stadtverwaltung in den Zwanziger Jahren war die Wohnungsnot. Die Zahl der überbelegten Wohnungen und der Familien ohne eigene Unterkunft stieg fast ständig an, der Wohnungsbau entsprach nicht den Bedürfnissen der Bevölkerung.

Jahr Wohnungsdefizit Neugebaute Wohnungen
1920 428 54
1921 476 32
1922 497 36
1923 571 54
1924 605 41
1925 605 75
1926 464 99
1927 479 157

Der Vergleich mit anderen bayerischen Städten zeigt, daß der Mangel an Wohnraum in Rosenheim besonders groß war. Hier kamen 1920 auf 100 Wohngelegenheiten 418 Einwohner. In Hof waren es 378, in Kempten 386, in München 387, in Augsburg 398, in Nürnberg 402 und in Regensburg 405. 1925 vermerkt der Verwaltungsbericht der Stadt Rosenheim „infolge erhöhter Bautätigkeit und weiteren Rückganges der Eheschließungen" eine leichte Entspannung auf dem  Wohnungsmarkt. Die Reichswohnungszählung vom 2. März 1927 registrierte in Rosenheim noch einen Fehlbedarf von 479 Wohnungen, wovon der Notbedarf etwa 200 betrug. Bei den in dieser Statistik erfaßten Wohnungen wurden auch minderwertige Behausungen und Barackenunterkünfte mitgezählt.

Walter Leicht M.A.

Städtische Fürsorge

Auch in der sogenannten stabilen Phase der Weimarer Republik (1924-1928) mußte ein großer Teil der Bevölkerung von öffentlicher Unterstützung leben: Im Herbst 1925 benutzten Arbeitslose und Fürsorgeempfänger öffentliche Gebäude wie das Arbeitsamt, die Post oder den Bahnhofswartesaal so zahlreich als Aufenthaltsraum, daß dies von den Behörden nicht mehr geduldet wurde. Da wegen des Konjunkturabschwungs in der Bauwirtschaft die Zahl der sozial Bedürftigen weiter anstieg, beschloß der Wohlfahrtsausschuß der Stadt am 27.11.1925 die Errichtung einer öffentlichen Wärmestube. Sie wurde in einem ungenutzten Mälzereigebäude am Salzstadel untergebracht, und ein Invalidenrentner bei einem Monatslohn von 60 Mark als Aufseher angestellt. Die Wärmestube war täglich, außer an Sonn- und Feiertagen, von 8 bis 18 Uhr geöffnet, aber nur in Rosenheim wohnenden Fürsorgeempfängern zugänglich. Diese Einrichtung nahmen täglich etwa 70 Menschen in Anspruch, die mittags mit einem Teller Suppe verpflegt wurden.
„In den Jahren 1926/27 und 1927/28 ist bei der öffentlichen Fürsorge ... eine Steigerung der Lasten in ganz bedeutendem Maße festzustellen. Die zunehmende Arbeitslosigkeit, der Abbau der Krisenfürsorge, die Verschärfung der Bestimmungen für den Empfang der Arbeitslosenunterstützung, der Aufbrauch von Rücklagen in Bekleidung und Haushaltsartikeln, die zunehmende Entkräftung und Unterernährung besonders der heranwachsenden Jugend, mit ihren Folgeerscheinungen, stellten an die Wohlfahrtspflege große Anforderungen. .. Betrugen im Jahre 1913 die sozialen Lasten, auf den Kopf der Bevölkerung gerechnet,... in Rosenheim 4,22 RM, so stiegen sie bis zum Ende des Jahres 1927/28 auf 22,45 RM." (Verwaltungsbericht 1926/28)

Walter Leicht M.A.

Weihnachtsbescherung für Kriegsopfer

Als Folge des Ersten Weltkrieges mußte auch die Stadt für die in Rosenheim ansässigen Kriegsbeschädigten und Kriegerhinterbliebenen sorgen. Diesem Personenkreis wurde in Form von Heilbehandlungen, beruflicher Aus- und Weiterbildung und Arbeitsplatzvermittlung, Erziehung und Ausbildung der Kinder, durch Gewährung von Zuschüssen und Darlehen geholfen; als Winterbeihilfe wurden verbilligtes Brennmaterial und Lebensmittel zur Verfügung gestellt.
Die Betroffenen erhielten alljährlich zu Weihnachten im Rahmen einer kleinen Feier Geschenke, die aus Spenden der Geschäftswelt und aus Haussammlungen stammten oder von der Stadt gekauft wurden.
Zu Weihnachten 1926 wurde an 176 Kriegerwaisen, 58 Kinder Schwerbeschädigter, 59 Witwen, 49 Elternteile, 19 Elternpaare und 55 Schwerkriegsbeschädigte verteilt: 795 Meter Hemdenstoff, 66 Meter Rockstoff, 132 Meter Kleiderstoff, 33 Meter Mantelstoff, 39 Paar Strümpfe, 26 Meter Bettwäsche, 6 Bettdecken, 13 Stück Unterwäsche, 27 Strickjacken, 59 Paar Schuhe, 34 Unterhosen, 32 Hemden, 20 Hosen, 13 Anzüge, 12 Mäntel, 2.500 Semmeln, 500 Stück Wurstwaren, 120 Pakete Kaffeemischung und 20 Pfund Konfekt.
 

Walter Leicht, M. A.