Eissportfreuden auf dem Stadtsee

1928
Eisstockschützen auf dem Stadtsee 1928

Fast 500 Besucher täglich zog der Stadtsee in der Wintersaison an günstigen, also frostigen Tagen an, da die Eissportfreuden oft auf nur zwei oder drei Wochen beschränkt waren. Als erstes künstlich geschaffenes Naherholungsgebiet wurde der See im Herbst 1891 vom Verschönerungsverein auf der so genannten „Poschenwiese" neben der städtischen Schwimmschule angelegt. Zum 1. April 1900 übernahm die Stadt Rosenheim den See vom Verschönerungsverein, da dieser für die Unterhaltskosten wie Instandsetzung der Uferwege oder des Bootshauses nicht mehr aufkommen konnte. Als natürliche Wintersportanlage bot der Stadtsee den Rosenheimern aller Altersklassen die Möglichkeit zum Schlittschuhlaufen, Eisstockschießen oder Eishockeyspielen. Dieses Vergnügen war allerdings ab 1900 kostenpflichtig, da über die Eintrittsgebühren die städtischen Wartungskosten bezahlt werden mussten. Dafür konnte man dann aber auch abends im Schein elektrischer Lampen seinen Eissportfreuden frönen. 1911 wurde der Rosenheimer Eislaufverein gegründet, der es bedingt durch die natürlichen Witterungsbedingungen auf dem Stadtsee allerdings schwer hatte. Oft war nur an 30 bis 35 Tagen in jedem Winter der Eislauf möglich, und mancher plötzliche Wärmeeinbruch beendete die Saison frühzeitig. Zunächst widmete sich der Verein vor allem dem Eiskunstlauf. Ab 1927 wurde die Eishockeyabteilung gegründet, 1950 organisierten sich die Eisschützen. Am 1. Januar 1928 fand das erste Eishockeyspiel in Rosenheim statt, allerdings nicht auf dem Stadtsee, sondern auf einer eigens dafür angelegten Spritzeisbahn im Holzhofgelände. 1930 erhielt der Stadtsee nach langen Verhandlungen mit der Stadt sogar einen mit 30 Zentimeter hohen Banden abgegrenzten Platz für die Eishockeymannschaft. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg baute der Eislaufverein Rosenheim für seine Eishockeymannschaft eine Natureisbahn an der Jahnstraße, die 1961 zu einem Kunsteisstadion ausgebaut wurde.
Der Ende der 1950er Jahre gefasste Stadtratsbeschluss, den Stadtsee aus Kostengründen zuzuschütten - die zur Instandhaltung notwendigen Investitionen hätte die Stadt finanziell nicht leisten können - erregte allgemein die Gemüter. Im Frühjahr 1965 kam endgültig das „Aus" für den Stadtsee; der größte Teil des ehemaligen Stadtsees wurde als Liegefläche dem Freibad zugeschlagen, die Eissportler zogen in die neue Kunsteisanlage um.

Text: Ingeborg Armbrüster
Quelle: Stadtkalender "Bilder aus Alt-Rosenheim", 2005/2

    ###title###
    ###description###
    « zurück zur Übersicht