Die Lokalzeitung "Rosenheimer Anzeiger"

um 1925
Ein Zeitungsträger des "Rosenheimer Anzeigers" um 1925

1854 gilt als Gründungsjahr der Rosenheimer Lokalzeitung, als die Herausgabe eines Amtsblattes mit der Bezeichnung „Rosenheimer Wochenblatt" genehmigt wurde, das ab 1855 erschien und bei Erasmus Huber in Wasserburg verlegt und gedruckt wurde. Vorläufer dieser Zeitung gab es allerdings schon aus den Jahren 1833 und 1839. Erasmus Huber übersiedelte 1860 nach Rosenheim, wo er am Max-Josefs-Platz eine Druckerei betrieb und seine Zeitung ab 1864 unter dem Namen „Rosenheimer Anzeiger" herstellte. Vier Jahre später übernahm Ludwig Gaßner den Betrieb, den nach seinem Tod im Jahr 1870 seine Erben bis zur Geschäftsübergabe an Michael Niedermayr 1871 weiterführten. Der Schiffsmeistersohn aus Hinterhör bei Altenbeuern zog 1872 nach Rosenheim und gliederte seiner Buchdruckerei eine Papierwarenfabrikation an. 1907 folgte ihm sein Sohn Robert im Unternehmen nach, der den Betrieb u. a. um einen Papierwarenvertrieb erweiterte. 1912 stellte Robert Niedermayr den gelernten Buchdrucker Johann Högner aus Sulzbach als Geschäftsführer der Buchdruckerei und des Verlagsunternehmens ein, das Högner 1919 zusammen mit Ernst Grosse als Pächter übernahm. Högner hatte sich vor seinem Umzug nach Rosenheim in verschiedenen Stellen in Norddeutschland ein großes Fachwissen angeeignet und arbeitete bis zu seinem Tod 1931 unermüdlich für den Verlag, den er geschickt und ohne Einbußen durch die Wirtschaftskrise der 1920er Jahre steuerte.
1923 entschlossen sich Högner und Grosse von ihren Abonnenten, die den Bezugspreis der Zeitung nicht mehr zahlen konnten, anstelle von Bargeld auch Naturalien anzunehmen. Der monatliche Bezugspreis von 2,50 Goldmark, der durch die Inflation einem Wert von 2,5 Billionen Papiermark entsprach, konnte nun auch mit zwei Pfund Butter oder 30 Eiern oder 1 1/2 Zentner Kartoffeln oder 25 Pfund Weizen beglichen wer den. Die Anlieferung der Naturalien sollte rechtzeitig vor dem jeweiligen Monatsersten in der Hauptgeschäftsstelle in der Prinzregentenstraße 2 erfolgen, um die weitere regelmäßige Zeitungslieferung zu gewährleisten. Diese Möglichkeit, in Naturalien zu bezahlen, richtete sich vor allem an die Bauern im Rosenheimer Umland. Von den etwa 3.000 Abonnenten des „Rosenheimer Anzeigers" im Jahr 1923 nutzte allerdings keiner dieses Angebot.
Das Kalenderbild zeigt einen motorisierten Zeitungsausträger im Innenhof des Gillitzerblock-Anwesens Münchener Straße 6 vor dem Fotoatelier des Hoffotografen Franz Xaver Simson, der wohl auch dieses Foto anfertigte.

Text: Ingeborg Armbrüster
Quelle: Stadtkalender "Bilder aus Alt-Rosenheim", 2004/2

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