Die Dampfsäge bei der Kohlenlände

1928
Das Wohn- und Verwaltungsgebäude der ehemaligen Dampfsäge an der Kohlenlände 1928

Im Oktober 1865 beantragte die Würzburger „Compagnie E. Köchel & J. Seuffert“ die Errichtung einer Dampfsäge bei der Kohlenlände, dem Innuferstreifen nahe dem heutigen Städtischen Bauhof. Nach Überprüfung der sicherheitspolizeilichen Vorschriften und einiger Auflagen wie einer Dachabdeckung mit feuerabweisendem Material genehmigte der Stadtmagistrat den Bau dieser ersten Rosenheimer Dampfsäge, deren neue Technik – Antrieb durch Dampfkraft – damals zur fortschrittlichen Aufgeschlossenheit der frischgebackenen Stadt passte. Nach dem frühen Tod seines Partners veräußerte J. Seuffert 1872 die Dampfsäge. 1880 ist als Besitzer des Werks schließlich Heinrich Viehhoff überliefert, der es zu einem bedeutenden Unternehmen ausbaute. Viehhoff sorgte auch für den Anschluss an das städtische Industriegleis. 1882 wurde die Fortsetzung der Ellmaierstraße, die zu den Viehhoffschen Gebäuden führte, in Dampfsägstraße benannt. Im Jahr 1893 erwarb die Stadtverwaltung das Gelände mit den darauf befindlichen Gebäuden, der Säge und dem ehemaligen Wirtschafts- und Verwaltungsgebäude, für 50.000 Mark für die Krankenhausstiftung, die über die Vermietung dieser Realitäten zusätzliche Einnahmen erwirtschaften sollte. Bis 1910 war die Dampfsäge noch an das Bauunternehmen Gebrüder Hallinger vermietet. Bereits zu diesem Zeitpunkt wurde über einen Abbruch des inzwischen baufälligen Dampfsäggebäudes nachgedacht. Trotzdem wurde eine weitere Verpachtung beschlossen, die sich allerdings recht schwierig gestaltete. Nachdem 1913 eine Gebäudeinstandsetzung durchgeführt worden war, konnte die ehemalige Dampfsäge wieder verpachtet werden. Den Zuschlag erhielt die Rosenheimer Pflasterbaufirma Otto Pfeiffer, die hier „Teermakadam“ für die Straßenasphaltierung herstellte. Das Verwaltungs- und Wirtschaftsgebäude war schon seit 1896 an den Maurermeister Johann Gfaller vermietet.
Während des Ersten Weltkriegs wurde auf dem Dampfsäggelände in Folge der Versorgungsknappheit ein Heustapelamt errichtet. Nach dem Krieg wurde auf dem Gelände der Müllwagen untergestellt und das Areal zunehmend als Bauhof der Stadtverwaltung genutzt. Der Name „Dampfsägstraße“ blieb bis in die 1950er Jahre erhalten; seitdem ist die Trasse aber wieder der Ellmaierstraße zugeordnet.
Während das eigentliche Dampfsägegebäude heute nicht mehr besteht, ist das ehemalige Verwaltungsgebäude, das die Fotografie von 1928 zeigt, erhalten geblieben. Im Vordergrund ist das einst parallel zum Kohlenländedamm verlaufende Industriegleis zu erkennen.

Text: Ingeborg Armbrüster
Quelle: Stadtkalender "Bilder aus Alt-Rosenheim", 2007/6

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