Das Städtische Gaswerk

1928
Das Städtische Gaswerk 1928

Nur 4.200 Einwohner und 425 Häuser zählte man im Königlichen Markt Rosenheim, als am 27. Januar 1862 der Gemeindebevollmächtigte Xaver Aman das Gemeindekollegium davon unterrichtete, dass Herr Riedinger aus Augsburg hier eine Gasbereitungsanstalt gründen wolle. Der Magistrat entschloss sich dann aber, die Gasanstalt auf eigene Kosten zu erbauen und anschließend zu verpachten. Den Auftrag erhielt die Aschaffenburger Firma Carl Knoblauch-Diez; als Baugelände wurde der untere Teil der Baierwiese neben dem Mühlbach bestimmt. Die Gemeinde übernahm dabei die Hoch- und Tiefbauten, Knoblauch-Diez die Apparate, Leitungen, Laternen und Gasuhren. Zunächst verpachtete die Gemeinde den Betrieb an Knoblauch-Diez auf 15 Jahre gegen eine sechsprozentige Verzinsung des Baukapitals; nach dem Tilgungsplan kam Rosenheim somit nach 26 Jahren in den schuldenfreien Besitz der Gasfabrik. Im November 1863 leuchteten in Rosenheim erstmals die Gaslaternen, wobei der Bau der Gasfabrik offiziell im Januar 1864 als fertig gestellt galt. Ab 1868 wurde die Gasanstalt an das Frankfurter Bankhaus Koch und Renner verpachtet, erst ab 1. April 1864 übernahm die Stadtgemeinde Rosenheim nun in eigener Regie ihre Gasfabrik.
Die Vorzüge von Gas als Lichtquelle ließen den Verbrauch rasch ansteigen, so dass die Leistung des Werkes bald nicht mehr ausreichte. Auch die Anfrage der Königlichen Eisenbahn-Sektion wegen des Gasanschlusses für den neuen Bahnhof machte einen Ausbau notwendig. Der Erweiterung von 1875 folgte noch eine weitere im Jahr 1890, die ebenfalls mit technischen Neuerungen verbunden war. 1894 beschloss der Magistrat die Einführung der elektrischen Beleuchtung; die letzten Gas-Straßenlaternen erloschen 1907. Die weitere Entwicklung erforderte 1929/30 einen grundlegenden Umbau des Gaswerkes, verbunden mit einem umfangreichen Ausbau des Gasrohrnetzes. 1959 schloss sich die Stadt Rosenheim der Münchner Gasversorgung an; das Rosenheimer Gaswerk wurde nun nicht mehr gebraucht.
Das Kalenderbild zeigt das Gaswerk von der Färberstraße aus – der Gaskessel ist durch die Gebäude verdeckt - im Jahr 1928.

Text: Ingeborg Armbrüster
Quelle: Stadtkalender "Bilder aus Alt-Rosenheim", 2007/4

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