Das Landbauamt in der Rathausstraße

1928

Bereits im 19. Jahrhundert bestand in Rosenheim eine Königliche Baubehörde mit je einem Baubeamten und Assistenten. Infolge der Unterstellung der gesamten Bauverwaltung unter das Innenministerium im Jahr 1872 wurden die Baubehörden mit größeren Sprengeln neu formiert und der Landbau des Bezirks Rosenheim dem neu errichteten Landbauamt Weilheim übertragen. 1902 entschied das Staatsministerium des Innern nach einer Petition der Stadt Rosenheim die Schaffung eines neuen Landbauamtes in Rosenheim mit einem Sprengel, der die Bezirksämter Rosenheim, Aibling, Miesbach mit Tegernsee, Wasserburg, Mühldorf und Altötting umfasste. Inhaltlich war die neue Behörde für die bauliche Unterhaltung der staatlichen Gebäude und die Prüfung privater Baugesuche aus den Landkreisen zuständig. Die personelle Besetzung erfolgte in der Anfangszeit mit rund 10 Mitarbeitern, darunter einem Bauamtmann als Vorstand, zwei Bauassessoren, einem Bauamtsaktuar, sowie mehreren Bauführern, Bauzeichnern und Hilfsschreibern. Die Unterbringung erfolgte zunächst im Gebäude Herzog-Otto-Straße 5. 1904 ließ die Stadt für 125.000 Mark in der Rathausstraße zwei stattliche Gebäude für das Landbauamt und die Königliche Sektion für Wildbachverbauung gegen eine jährliche Miete von 2.800 Mark pro Gebäude errichten. Dazu musste die über dieses Gelände verlaufende Soleleitung verlegt werden. Im ersten Stock des im Sommer 1905 bezugsfertigen Landbauamts befand sich die Wohnung des jeweiligen Amtsvorstands. Der umgebende Garten, der neubarocke Erkerturm und das Mansarddach verliehen dem Landbauamt ein villenartiges Gepräge. Die beiden neu errichteten Amtsgebäude betonten gemeinsam mit der gegenüber liegenden Königlichen Realschule den repräsentativen Charakter der von der Prinzregenten- über die Rathausstraße reichenden Achse, die gewissermaßen die „Prachtstraße“ Rosenheims darstellte. Beide Behördenbauten, in die 1919 aufgrund der Wohnungsnot Dachwohnungen eingebaut worden waren, wurden 1944 von einer 1000-Pfund-Sprengbombe getroffen und fast völlig zerstört. Dem Landbauamt wurden daraufhin Räume im ehemaligen Finanzamt (Münchener-Straße 23) zugewiesen; an seinem früheren Standort in der Rathausstraße 30 steht heute das Gesundheitsamt.
Hier war Adolf Muesmann (1880-1956), später Professor an der Technischen Hochschule in Dresden und Architekt der Rosenheimer Christkönigkirche, nach seinem Diplomexamen von 1904 bis 1907 als Stadtbaupraktikant tätig.

Text: Tobias Teyke
Quelle: Stadtkalender "Bilder aus Alt-Rosenheim", 2009/6

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