Rosenheim wird Rechenzentrum

Schon 1970 fanden die ersten Gespräche zwischen Oberbürgermeister Dr. Albert Steinbeißer und Gemeindevertretern statt, die Rosenheim zum Rechenzentrum für Südostbayern machen wollten.

Mit Hilfe dieses regionalen Rechenzentrums sollten künftig Massenarbeiten wie Versorgungs-, Gehaltsabrechnungen sowie Einwohner- und Steuerwesen von Städten und Gemeinden aus dem südöstlichen Teil Oberbayerns elektronisch bearbeitet werden.

Statt einem einzigen Zentrum für ganz Bayern in München, wie es der bayerische Landkreisverband plante, sah das Modell des bayerischen Städteverbands acht bis zehn Gebietsrechenzentren in Bayern vor.

Da in Rosenheim schon seit fast fünfzehn Jahren EDV über eine bestehende Anlage abgewickelt wurde, sollte diese erweitert und als Zentrale für Südostoberbayern ausgebaut werden.

Bereits 1954 hatte die Stadt Rosenheim für die Abrechnung der Strom-, Gas- und Wasserkunden ein erstes EDV-System auf Lochkartenbasis installiert und so mit der elektronischen Datenverarbeitung begonnen. 1967 gründete die Stadt gemeinsam mit den Stadtwerken und der AOK die "Rosenheimer Arbeitsgemeinschaft für Datenverarbeitung" mit dem Ziel einer gemeinsamen wirtschaftlichen Nutzung eines Zentralrechners.

Ein neues Rechnersystem - immer noch auf Lochkarten basierend - wurde angemietet und im Rathaus installiert. 228 Programme der Verwaltung, 76 der Stadtwerke und 110 Programme der Allgemeinen Ortskrankenkassen waren bereits in der Anfangsphase installiert. Versorgungsabrechnungen für Wasser, Kanalisation, Gas und Strom wurden nicht nur für den eigenen Bedarf der Stadtwerke, sondern auch für 13 Gemeinden zwischen Traunstein und Weilheim bearbeitet.

Aber auch aus dem Verwaltungsbereich wurden die Leistungen für das Einwohnerwesen sowie die Lohn- und Gehaltsabrechnungen gerne von anderen Städten und Gemeinden in Anspruch genommen. Der wirtschaftliche Einsatz des Großrechners war somit gesichert.

1975 schied die AOK Rosenheim aus dem Verbund aus, weil dort ein eigenes Rechenzentrum für Allgemeine Ortskrankenkassen geplant und realisiert wurde. Die Anforderungen an den Rechner von Seiten der Stadt und der Stadtwerke waren inzwischen so groß, dass bereits Engpässe in der zeitlichen Nutzung nur durch Schichtbetrieb verringert wurden. Stadt und Stadtwerke lasteten inzwischen das System nahezu alleine aus.

Nach Auflösung der "Rosenheimer Arbeitsgemeinschaft für Datenverarbeitung" übernahm die Stadt die Federführung des Rechenzentrumsbetriebes. Als "Ersatzpartner" kam das Klinikum mit all seinen Bereichen zum Rechenzentrum. Diese Konstruktion ist bis heute die wirtschaftlichste Lösung für alle drei Partner, Stadt, Stadtwerke und Klinikum, geblieben und wird erfolgreich so weitergeführt.

Anstelle von Lochkarten sind heute Magnetspeicher, optische Speicher, Terminals und PCs eine Selbstverständlichkeit. In einem komplexen Netzwerk von acht Servern und ca. 500 PCs, vernetzt mit Kupfer- und Lichtwellenleitungen, sind heute Großrechneranwendungen, Officepakete, E-Mail und Internetanwendungen realisiert.