Abriß Gillitzerblock - Neubau Karstadt

Für die einen war es die "Rose des bayerischen Einzelhandels", die am 16. April 1970 in Form des neuen Karstadt-Hauses an der Münchenerstraße in Rosenheim aufblühte, für die anderen nur ein störend in die Stadtlandschaft gesetzter Betonklotz.

Vor allem modern sollte der Bau sein, den die Karstadt AG nach Plänen des Münchener Architekten Paolo Nestler anstelle des ehemaligen Kaufhauses Wilhelm im Gillitzerblock mit einer Waschbetonfassade ab 1968 zu errichten begann: Auf rund 6.000 Quadratmeter Verkaufsfläche präsentierte Karstadt über 60.000 Artikel, und bot somit als größtes und zugleich erstes Warenhaus mit Vollsortiment im südostbayerischen Raum ein völlig neues Einkaufserlebnis.

Das wurde auch als Plus für den örtlichen Einzelhandel gesehen, der mit von der Zugkraft des neuen Kaufmagneten profitiere. Bereits 1957 hatte das zur Karstadt-Kette gehörende Münchener Kaufhaus Oberpollinger das alte Kaufhaus Wilhelm übernommen und den imposanten historischen Kuppelbau modernisiert, bevor er im Juli 1968 endgültig abgerissen wurde, um dem neuen Karstadt-"Flagschiff" zu weichen.

Allerdings erwiesen sich die Bauarbeiten als nicht ganz unkompliziert: Ende 1968 kam es zu einem unerwarteten Wassereinbruch in die Baugrube, sodass sogar die Bewohner der Nachbargebäude infolge auftretender Risse kurzzeitig evakuiert werden mussten. Als nach 20monatiger Bauzeit die Einweihung des Gebäudes erfolgen konnte, war dies nur der erste, wenn vielleicht auch augenfälligste Eingriff in die Struktur des alten Gillitzerblocks.

Nach dem Niedergang des einst von Alois Bach geführten Hotels "Deutscher Kaiser" und dem angrenzenden Bismarckbad waren Gillitzers prunkvolle Gebäude immer mehr heruntergekommen, sodass sie Mitte der 1970er Jahre abgerissen werden mussten.
Der Widerstand von Seiten des Landesamtes für Denkmalpflege und einer Bürgerinitiative blieb trotz einer Podiumsdiskussion, bei der Für und Wider eines Abrisses zur Sprache kamen, fruchtlos. Unverwirklicht blieb allerdings auch der Entwurf des Münchener Architekten Professor Fred Angerer, der die Einbindung des Karstadt-Gebäudes in ein modernes Gesamtkonzept für einen neuen Gillitzerblock entwickelte. Diesem Modell wurde das Konzept des damaligen Stadtbaudirektors Reinhard Metzmacher vorgezogen, der die Häuser in einem Neo-Inn-Salzach-Stil verwirklichte.

1994 entschloss sich Karstadt zur Neugestaltung des Eckhauses an der Münchenerstraße mit einem Glasbau statt der Waschbetonfassade. Die angekauften Häuser in der Münchenerstraße 6 und 8 wurden abgerissen, die Fassaden blieben allerdings erhalten. Im Frühjahr 1997 konnte Karstadt sein Erlebniskaufhaus mit einer wesentlich erweiterten Verkaufsfläche, einer Gourmet-Abteilung und einem Kundendienstcenter eröffnen.