Der neue Schlachthof

Überalterung und die neuen hygienischen Ansprüche waren es, die die Stadt Rosenheim in den 1960er Jahren veranlassten, den im Jahre 1890 eröffneten alten Schlachthof an der Färberstraße durch eine neue Anlage zu ersetzen.

Deren Geschichte aber war von Anfang an sehr problematisch. Schon bald nach Baubeginn am 25. Oktober 1963 wurde klar, dass die geplanten Kosten von 2,2 Millionen Mark infolge von Fehlkalkulationen beinahe auf das Doppelte anwachen würden. Auch die Wahl des Bauplatzes, in der Nähe des Fernheizwerks aber auch in der Nachbarschaft des Krankenhauses wurde entsprechend kommentiert.

Als nach nur 18 Monaten Bauzeit schließlich der neue Gebäudekomplex eingeweiht wurde, waren es vor allem Leistungsfähigkeit und zukunftsorientierte Auslegung des Schlachthofes, die von dessen Direktor Hans Stettwieser besonders hervorgehoben wurden.

Der neue Rosenheimer Schlachthof genügte allen Ansprüchen - das moderne Bauwerk war mit den neuzeitlichsten technischen und hygienischen Anlagen ausgestattet.

Doch keine zwei Jahre später rentierte sich das neue Gebäude nicht mehr. Nur zu etwa einem Drittel war der Schlachthof ausgelastet. Grund dafür und das damit verbundene Defizit von 350.000 Mark war neben anderen Faktoren vor allem die neuerwachsenen Konkurrenz der sog. "Versandschlachthöfe", die mit Mitteln der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft erbaut, besonders in Norddeutschland zu günstigeren Konditionen arbeiten konnten.

Überhaupt wies die wirtschaftliche Entwicklung auf dem Fleischmarkt in alles andere als eine rosige Zukunft.

Auch hinsichtlich der Schlachthofgebühren, die zum Auffangen der erheblichen Kosten erhöht werden mussten, kam es zu Unstimmigkeiten, die vor allem darauf beruhten, dass sich die kleineren Metzger angesichts der Vergünstigungen, die den Großschlachtern eingeräumt wurden, im Nachteil sahen.

Die Situation blieb problematisch, im Verlauf der weiteren Jahre kamen die Turbulenzen um die Firma März, den Hauptnutzer des Schlachthofs, Hygienebeanstandungen von Seiten der Europäischen Gemeinschaft und die Veralterung der einst so modernen Anlage hinzu, es wurde von Schließung, einem Neubau in Schechen und anderen Plänen gesprochen, bis schließlich 1993 die Firma Hilger den städtischen Schlachthof übernahm.