Hochwasser 1940

Die Hochwasserkatastrophe von 1940 bahnte sich bereits am 30.  Mai an, als der Inn nach tagelangem Hochwasser infolge der Schneeschmelze und zusätzlich heftiger Regengüsse von "40-stündigem Starkregen" einen Wasserstand von 3,10 Meter morgens, am Nachmittag schon von 4,27 Metern aufwies. Ab Nachmittag stand das Straßen- und Flussbauamt in der Innlände bereits unter Wasser.
Streifen der Schutzpolizei überwachten das Ufergebiet von Inn und Mangfall im Stadtbereich. Bei der Mangfallbrücke an der Innstraße wurde sogar eine Brückenwache eingerichtet, die angeschwemmtes Material, wie Bäume, Gartenhäuschen und Schuppen durch die Brücke brachten.

Noch am Abend des 30. Mai konnte ein Dammbruch an der Mangfall durch das Auflegen von großen Bruchsteinen verhindert werden. Am 31. Mai allerdings musste man machtlos zusehen, als beim Betonwerk Bernrieder der Mangfalldamm brach und das gesamte Werk überflutete.
In der Nacht zum darauffolgenden Tag stiegen die Fluten weiter an, entlang der Mangfall brach der Damm zwischen dem Elektrizitätswerk und der Innstraße an fünf Stellen und setzte die Stadt unter Wasser. In Klepperfaltbooten paddelten die Rosenheimer über den Ludwigsplatz. Meterhoch überschwemmt waren neben der Altstadt und dem Schlachthofviertel die Stadtteile Kastenau (hier brach zeitweise sogar der Kontakt zur Außenwelt ab), Oberwöhr, die Endorfer Au und die Ruedorfferau sowie die Aisingerwies. Die Wassermassen vernichteten Hab und Gut der Rosenheimer, verwüsteten Gärten und Grünanlagen. Viele Haustiere ertranken in den Fluten.

Für über 1.000 Rosenheimer mussten Notquartiere beispielsweise in der Mädchenschule an der Heilig-Geist-Straße geschaffen werden. Die Situation verschlimmerte sich drastisch, als bei der Gastwirtschaft "Pruttinger Hof" auf einer Länge von 10 Metern der Mangfalldamm brach. Kurz darauf hielt auch der linksseitige Damm dem Druck nicht mehr Stand. Vor allem die Molkerei Gervais mit modernsten Maschinen, die großen Lebensmittellager der BayWa mit Reisvorräten für die Wehrmacht und das städtische Gaswerk waren stark betroffen.
Eine Karte der Rosenheimer Schutzpolizei mit einer Einzeichnung des überschwemmten Gebiets zeigte, dass besonders der Südosten des Stadtbereichs unter dem Hochwasser versank. Im Norden reichte das Hochwasser über die Stadtgrenze hinter der Kläranlage hinaus, die Ebersbergerstraße bildete eine Grenze nach Westen. Im Süden war vor allen Dingen das Gebiet um Oberwöhr gefährdet.
Erst am 2. Juni sank der Pegelstand des Inn allmählich. Ohne staatliche Unterstützung konnten die großen Schäden nicht bewältigt werden. Die Bevölkerung war daher sehr verbittert, als die erbetene Hilfe von den zuständigen Staatsstellen zunächst ausblieb beziehungsweise sehr zögerlich betrieben wurde.

Dies wirkte sich umso schlimmer aus, als bereits sechs Jahre später, im April 1946, Inn und Mangfall in die Straßen der Stadt zurückkehrten und wiederum zahlreiche Häuser und Wohnungen überfluteten, und damit die ohnehin notwendigen Aufbauarbeiten nach Kriegsende zusätzlich erschwert wurden.