Fritz Fend und sein "Flitzer"

Wer behauptet, mit einem 3 Liter Auto der erste auf dem Markt zu sein, liegt falsch. Die Idee, ein für jedermann erschwingliches und kraftstoffsparendes Fortbewegungsmittel zu konstruieren ist bereits über 50 Jahre alt.

1947 beantragte der Rosenheimer Flugzeugbau-Ingenieur Fritz Fend die Errichtung eines technischen Fertigungsbetriebs beim Rosenheimer Gewerbeamt. Neben Nahrungsmittelmaschinen und Kleinwerkzeugmaschinen sollten Versehrtenfahrzeuge hergestellt werden.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten erteilte die Stadtverwaltung dem Ingenieur die Genehmigung. Damit war der Weg frei zur Konstruktion eines Einsitzers mit etwa 4 PS, der bei einem Verbrauch von nur 2,5 Litern eine Höchstgeschwindigkeit von 65 Stundenkilometer erreichte. Das im Volksmund bald nur noch "Fend-Flitzer" genannte Fahrzeug sollte laut seinem Erfinder "kein teueres Auto sein, sondern für jedermann erschwinglich".
Das Kleinstfahrzeug, das ohne und mit Motor eingerichtet werden konnte, war für Berufstätige gedacht, vor allem aber als leichtes Fortbewegungsmittel für Beinamputierte oder sonstige Kriegsversehrte des zweiten Weltkriegs, da es mit Fuß- und Handpedalen zu fahren war.
Aus dieser Grundidee entwickelte Fend zunächst eine Art Rollstuhl, von dessen Typ rund 50 Stück verkauft wurden.

In weiterer Entwicklung entstand eine Karosserie, die besonders auch durch die grüne Farbe an die Pilotenkanzel eines Bombenflugzeuges erinnerte. Damit war der Grundstein für den später dreirädrigen Kabinenroller mit Vollsicht-Glaskanzel und Sitzanordnung der beiden Fahrgastplätze hintereinander gelegt.
Der Fend-Flitzer wurde in Testfahrten am Tatzelwurm und am Großglockner erprobt. Besonders die "Großglockner-Bezwingung" im Jahr 1950, die Fend ohne Unterbrechung mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 40 Stundenkilometern meisterte, machte Schlagzeilen. Nach dieser Errungenschaft waren auch die hartnäckigsten Kritiker von dem Flitzer und seiner Nützlichkeit überzeugt.
Bei einem Preis von 1.285 Mark fand das Fahrzeug zwischen 1949 und 1951 immerhin 250 Käufer in Rosenheim.

Als sich die Produktion in Rosenheim nicht mehr lohnte, schloss Fend 1952 einen Vertrag mit den Messerschmitt-Werken ab, bei denen er bis zum Krieg gearbeitet hatte. In Regensburg wurde nunmehr der Messerschmitt-Kabinenroller serienmäßig hergestellt, der der steigenden Nachfrage bis in die 1960er Jahre gewachsen war.

Der rührige Erfinder Fend ruhte sich aber nicht auf seinen Lorbeeren aus. Mit der Konstruktion eines Hochgeschwindigkeitszuges, der auf dem bestehenden Schienennetz der Bahn günstiger und praktikabler als IC oder ICE die Fahrzeiten halbieren kann, bewies Fend ein gutes Gespür. 1997 gab die Bahn AG "grünes Licht", sodass der "Novo", wie der Hochgeschwindigkeitszug genannt wird, nach der Jahrtausendwende bereits in Einsatz kommen könnte.

Fritz Fend wurde am 12. April 1920 in Rosenheim als Sohn des Kaufmanns Johann Fend geboren, der am Max-Josefs-Platz ein Lebensmittelgeschäft führte. Fend besuchte in Rosenheim die Volksschule, später die Oberrealschule und begann ein Luftfahrtstudium an der technischen Hochschule in München. Während des Krieges war er als Versuchs- und Entwicklungsingenieur im Flugzeugbau tätig, wo er sich vielseitige Erfahrungen aneignen konnte.
Nach dem Krieg übernahm Fritz Fend zeitweilig eine Stelle als Büroangestellter im Geschäft seines Vaters, bis er sich 1947 mit seiner eigenen Firma selbständig machte. 1953 verlegte Fend den Sitz seiner Firma von Rosenheim nach München.
1957 zog Fend schließlich nach Regensburg um, wo er bis zu seinem Tod am 22. November 2000 lebte.