Neue Konkurrenz und hoher Besuch

Der Aufschwung des Bades um 1860 ging auch auf die verbesserte Erreichbarkeit Rosenheims seit dem Bahnanschluss 1857 zurück. Badbesitzer Ludwig Gaßner bot

inzwischen auch Moor- und Fichtennadelbäder an, ließ Ziegenmolke und Kräutersäfte servieren. Nachdem sich Gaßner 1862 erfolglos um eine staatliche Bezuschussung seines Bades bemüht hatte, veräußerte er den Betrieb 1863 an Carl Lehr, den bisherigen Wirt der Rosenheimer Bahnhofsrestauration. Lehr ließ das Kurhaus neu möblieren und mit Wasserklosetts und einer Dampfheizung ausstatten. Der Garten wurde zu einer Parkanlage umgestaltet.

1865 schwärmte der Reiseschriftsteller Heinrich Noë: „Thatsache ist, daß die Bäder Rosenheims immer mehr und mehr in europäischen Ruf kommen.“ Ab 1868 hob schließlich der Medizinprofessor Georg Ludwig Ditterich in mehreren Veröffentlichungen die Qualitäten des „Voralpen-Kurorts“ Rosenheim hervor.

1872 zog Carl Lehr nach München und der gelernte Metzger Anton Brummer wurde neuer Besitzer des Bades. Brummer musste das Bad gegenüber dem neu gegründeten Konkurrenzbetrieb „Marienbad“ behaupten, und nannte es nun „Altes Bad“. Er versuchte mit Konzerten und dem Ausschank von Münchner Bier den Gaststättenbetrieb auszubauen

Als großes Ereignis feierte die Rosenheimer Bürgerschaft den Aufenthalt des deutschen Kaisers Wilhelm I. vom 11. auf den 12. August 1876. Auf der Rückreise von der Kur in Bad Gastein nächtigte der Monarch, begleitet von einem 50köpfigen Gefolge, im Alten Bad. Mit großem Jubel wurde der Kaiser in der festlich geschmückten Stadt empfangen. Bergfeuer wurden entzündet, der Park des Bades war aufwändig beleuchtet und die Liedertafel brachte dem Kaiser eine Serenade. Acht weitere Male sollte Wilhelm I., noch in Rosenheim Station machen, sechsmal im Alten Bad, zweimal im Marienbad.

Im April 1880 ertrank der eineinhalbjährige Sohn von Badbesitzer Anton Brummer und seiner Ehefrau Amalie im Bach hinter dem Anwesen; ein halbes Jahr später verkaufte Brummer das Bad an den Münchner Gastwirt Simon Götzfried. Dieser verstarb bereits 1882.

Während damals in ganz Europa das Bäderwesen blühte, steckte das Rosenheimer Bad mit rückläufigen Gästezahlen in einer Krise.

Text: Karl Mair.