Ehrenbürger Ludwig Spieler

Eine Eigenschaft begleitete den Ehrenbürger Ludwig Spieler ein Leben lang: helfen! Von innen heraus war sein stetes Streben, allen Hilfsbedürftigen unter die Arme zu greifen, Notleidenden Linderung zu verschaffen. Ludwig Spieler war der sozial denkende und handelnde Mensch. Dies allein schon hätte gereicht, ihn als Bürger auszuzeichnen. Seine Verdienste waren jedoch weitaus größer. In Hergensweiler, Kreis Lindau, am 11. März 1889 geboren, war Ludwig Spieler unter anderem in München journalistisch tätig. Zu Beginn der zwanziger Jahre kam er nach Rosenheim. Als Geschäftsführer der Konsumgenossenschaft 1860 hatte er die schwierige Aufgabe, dieses Unternehmen durch das Dritte Reich und durch die Kriegsjahre zu führen. Diese Leistung wurde nach dem Krieg mit der Wahl zum stellvertretenden Vorsitzenden des Landesverbandes für bayerische Konsumgenossenschaften honoriert. Der SPD gehörte Ludwig Spieler 55 Jahre an. Es war eine Selbstverständlichkeit, daß man ihn nach dem Krieg zum Wiederaufbau rief. Er war in den Bürgerausschuß zur Versorgung der Bevölkerung delegiert. Gerade dies ist heute kaum mehr vorstellbar, welche enormen Schwierigkeiten so eine Aufgabe mit sich brachte. Sein kommunalpolitisches Interesse prädestinierte ihn, am Aufbau der Stadtverwaltung mitzuwirken. So gehörte er ab 1952 dem Stadtrat an. Viele Jahre hatte er den Vorsitz der SPD-Fraktion inne. Die Ernennung zum Zweiten Bürgermeister 1965 stellte den Höhepunkt seiner ehrenamtlichen Tätigkeit dar.

Aus der Stadtratsarbeit ist besonders sein permanentes Bemühen um den sozialen Wohnungsbau in Erinnerung geblieben. Parallel dazu kümmerte er sich intensiv um die Wohnraumbewirtschaftung. Der damalige Oberbürgermeister Dr. Steinbeißer hat in der Trauersitzung nach dem Tod Ludwig Spielers dessen Tätigkeit im Fürsorgewesen, seinen Einsatz für den Aufbau der Stadtwerke und überhaupt für das Versorgungswesen der Stadt hervorgehoben. Außerdem gehörte Spieler zu den Gründern der Volksbücherei und der Volkshochschule. Der Erwachsenenbildung stand er damit sehr aufgeschlossen gegenüber.

Dr. Steinbeißer in seinem Nachwort für den am 3. November 1971 Verstorbenen: „Spieler war nicht nur ein unermüdlicher Streiter für seine Ideen, sondern ein immens fleißiger Arbeiter. Er verzehrte sich für die Stadt bis zur Stunde seines Todes." Josef Glomb urteilte unter anderem: „Die SPD hat eine Persönlichkeit von besonderem Zuschnitt verloren. Persönlichen Ehrungen stets abhold, hat er selbstlos für die Menschen dieser Stadt gewirkt. Seine echte Humanität hat ihm auch die hohe Achtung Andersdenkender eingetragen."

Ludwig Spieler war ein gläubiger Mensch. Nach seiner Meinung sind Christen Menschen, die mit beiden Beinen in dieser Welt stehen und bemüht sind, sie zu verbessern.

Wieder soll Max Spötzl zitiert werden, der den Verstorbenen und besonders seine Art, tätig zu sein, gut kannte: „Ludwig Spieler wird den älteren Bürgern nicht nur wegen seiner Verdienste um Rosenheim in Erinnerung bleiben, sondern vor allem auch wegen seiner Persönlichkeit. Seine Waffen waren Überzeugungskraft, Wissen, sachliche Argumentation und nie erlahmende Einsatzfreude. Die Keule der Grobheit, den Dolch der Hinterhältigkeit, kannte Ludwig Spieler nicht.

Ludwig Spieler war einer der großen Männer dieser Stadt, die genannt werden müssen, wenn Annalen geschrieben werden. Er hat als Ehrenbürger seiner Wahlheimat viel Ehre gemacht."
Die Ernennung zum Ehrenbürger am 5. März 1969 war wohl verdient. Sollte man sich nicht ab und zu an Versprechen erinnern, wie etwa an dieses: Wir werden ihm stets ein ehrendes Gedenken bewahren!
 

Text von Helmut Braun aus der Broschüre "Die Ehrenbürger der Stadt Rosenheim", Hrsg. Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank Aktiengesellschaft, München, 1983.