Ehrenbürger Dr. Albert Steinbeißer

Stationen eines langen Wirkens". „Ära Steinbeißer im Rathaus zu Ende", „Sein Rat hat immer Gewicht", „Viel Humor im Geschenkkorb für den neuen Ehrenbürger", „Vom Zwetschgenbaum ist er nicht gefallen", „Zum Abschied ein großer Auftritt" - diese Presse-Schlagzeilen galten damals dem am 20. September 1977 scheidenden Oberbürgermeister Dr. Albert Steinbeißer.

Er schwelgte lange nicht in der Gunst der Bevölkerung. Der Sprung ins gewählte Oberbürgermeister-Amt gelang ihm nicht auf Anhieb. Erst viel später erkannte seine Umwelt, welche Persönlichkeit hinter dem nachdenklich verschmitzten Gesicht steckt, dem es so schwer fiel zu lächeln. Dr. Steinbeißer erinnert an Dr. Adenauer, den man eher zu den Menschenverächtern zählen mußte.

Er verschloß sich noch mehr, wenn sich jemand als „guter Freund" aufdrängen wollte. Er förderte nichts, um mit billigen Mitteln den Grad seiner Beliebtheit zu heben. Brauchte jemand wirklich Rat und Hilfe, dann zeigte der Oberbürgermeister Verständnis und verwirklichte Hilfszusagen. Ohne Präsenz der Medien war Dr. Steinbeißer freundlich und entgegenkommend, sein Handeln bürgernah und menschlich. Das Wohl der Stadt ging ihm stets über das Wohl der Partei. Er tat, was nach seinem logischen Empfinden richtig und wichtig für die Bürger war.

Sein Intellekt ließ ihn lange vor anderen Zukunftsprobleme wittern. Nach solch einer Erkenntnis begleitete sein unbeugsamer Wille alle Planungen bis zur Verwirklichung der Projekte. Ein Teil seines Erfolgs gründete nicht zuletzt darauf, daß sein Handeln nie davon abhängig war, ob er sich damit unbeliebt und unbequem machte. Im Nachstehenden Daten aus seinem Leben: Geboren in Augsburg am 16. Dezember 1910; nach der Reife bis 1934 acht Semester Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Innsbruck, München und Göttingen. Juristische Staatsprüfung, Prädikat „Mit Auszeichnung"; Kriegsdienst bei verschiedenen Luftwaffeneinheiten, 1940 Ernennung zum Staatsanwalt, dazwischen Fronteinsatz im Osten und Verwundung. Nach dem Krieg, 1947, zog Dr. Steinbeißer als Rechtsrat ins Rosenheimer Rathaus ein und wurde 1962 rechtskundiger Stadtdirektor. Vom 20. September 1965 bis zum 20. September 1977 war er Oberbürgermeister der Stadt.

Gekürzter Text von Helmut Braun aus der Broschüre "Die Ehrenbürger der Stadt Rosenheim", Hrsg. Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank Aktiengesellschaft, München, 1983.