Überblick über die Geschichte der Photographie

Schon in der Antike war bekannt, daß ein Lichtstrahl, der durch eine kleine Öffnung in der Wand eines abgedunkelten Raumes fällt, auf der gegenüberliegenden Wand ein auf dem Kopf stehendes Bild der Szene außerhalb des Raumes sichtbar macht. Ein erster Schritt hin zur Photographie und zur photographischen Kamera war die Camera Obscura ("Dunkle Kammer"), die als einfache Kamera ohne Linse bereits im 11. Jahrhundert bei dem arabischen Forscher AI-Haitham, um 1300 bei Kamal Ad-Din und um 1500 bei Leonardo da Vinci festgestellt werden kann.

Im 17. Jahrhundert wurden Camerae obscurae wie Sänften von Ort zu Ort getragen, wobei der Künstler im dunklen Inneren saß und ein Bild nachzeichnete, das mittels einer Linse und eines im Dach angebrachten Spiegels auf Zeichenpapier geworfen wurde.

Später baute man kleinere Ausführungen, die der Kamerabenutzer selbst tragen konnte. Vorläufer der einäugigen Spiegelreflexkamera waren im 18. Jahrhundert weit verbreitet.

1727 entdeckte der deutsche Arzt und Physiker Johann Heinrich Schulze in Halle die Lichtempfindlichkeit von Silbersalz und damit die chemische Voraussetzung für die Herstellung eines Lichtbildes.

Um das Jahr 1800 war bereits die Grundlage für die Photochemie geschaffen. Thomas Wedgwood experimentierte als erster mit der Verwendung von Papier und mit Silbernitrat getränktem weißen Leder zur Herstellung von Bildern. Doch es gelang ihm nicht, diese nach der Belichtung haltbar zu machen.

Bereits seit 1814 beschäftigte sich Nicéphore Niépce mit Aufnahmen durch die Camera Obscura, mit der erschließlich als erster auf mit Silbersalz präpariertem Papier körperliche Gegenstände abbilden konnte.

Um einen direkten Weg zur Herstellung von Druckplatten zu finden, versuchte Niepce, Metallplatten lichtempfindlich zu machen.

Er benutzte dazu eine Auflösung von Asphalt in Lavendelöl, mit der er Metallplatten überzog (Heliographie).

1829 verband sich Niépce mit Jacques Louis Mandé Daguerre, der nach Niépce Tod (1833) seine Untersuchungen allein fortsetzte. Daguerre entdeckte schließlich (1839) das nach im benannte Verfahren, daß nach der Belichtung hoch polierter, silberplattierter Kupferplatten, die den Dämpfen von Jod ausgesetzt waren, ein unsichtbares Bild entsteht, das durch Quecksilberdämpfe sichtbar gemacht werden kann (Daguerreotypie).

Noch im gleichen Jahr publizierte der Engländer Henry Fox Talbot sein Verfahren, Bilder mit Hilfe des Lichts vervielfältigen zu können. Dazu benutzte er mit Natriumsulfit fixierte Papiernegative, von denen ein Positiv auf Chlorsilberpapier kopiert wurde (Kalotypie). Damit wurde die Photographie zu einem vervielfältigbaren Medium.

Außerdem stellte Talbot fest, daß er seine Bilder mit Hilfe einer starken Kochsalzlösung fixieren und dadurch lichtbeständig machen konnte.

Eine Variante der Kalotypie stellte das vom französischen Photographen Gustave le Gray erfundene Wachspapier-Verfahren dar, bei dem das Papier als Trägerschicht vorher mit Wachs überzogen wurde, um ein höheres Auflösungsvermögen bei feinen Details zu erzielen.

Doch durch das mit der Zeit Brüchigwerden der Wachsschicht konnte sich dieses Verfahren nicht durchsetzten.

1847 ersetzte Claude Felix Abel Niépce de St. Victor, Neffe des älteren Niépce, den bisher benutzten Schichtträger, das Papier, durch das klare, strukturlose Glas. Bei dem von ihm entwickelten Albuminverfahren wurde Eiweiß auf Glas aufgetragen, wobei jedoch die Lichtempfindlichkeit der Platten nicht sehr hoch war.

1851 führte Frederick Scott Archer erstmals erfolgreich das Kollodium als Träger der lichtempfindlichen Jodsilberschicht im Negativprozeß ein (Ambrotypie).

Hatte sich die von Talbot entwickelte Kalotypie neben der beliebten Daguerreotypie wenig durchsetzen können, wurde letztere nun vom Kollodiumverfahren aus dem Felde geschlagen.

Dieses wiederum war mit dem Aufkommen der Gelatinetrockenplatte sehr bald veraltet.

Die erste verläßliche Vorschrift zur Erzeugung von Bormsilbergelatine-Trockenplatten gelang 1871 dem englischen Arzt Richard Leach Maddox. Seine Erfindung wurde vor allem von Charles Bennett weiterentwickelt und verbessert. Ohne besondere Vorbehandlung konnte die Gelatinetrockenplatte in kurzer Zeit belichtet werden; damit war der Weg für die Handkamera, die in den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts auf dem Markt erschien, bereitet.

1873 entdeckte Hermann Vogel, Professor für Photochemie in Berlin, daß durch gewisse Farbstoffe die Platten auch für gelbe, rote und grüne Spektralbezirke empfindlich gemacht werden können, auf die sie bisher nicht ansprachen. Viele helle gelbe und rote Farben wie Chromgelb, Zinnober, Mennige, rote Haare, gelbe Hautflecke erschienen auf dem Bild schwarz. Andere dunkle Farben, wie Blau, Violett etc. dagegen wurden weiß. Der Grund dafür war, daß die photographischen Präparate, vor allem Brom und Jodsilber, besonders für blaue Strahlen empfindlich sind; für grüne, gelbe und rote aber nicht. Um daraus resultierende Fehler zu beseitigen, bediente man sich der Negativretouche. Vogels Entdeckung brachte hier einen wesentlichen Fortschritt.

Die ersten für alle Farben empfindlichen Platten wurden 1906 von der Firma Wratten & Wainwright in London hergestellt.

Durch diese neuen Materialien wurde die Farbphotographie praktisch anwendbar, auch wenn das Verfahren zunächst noch sehr aufwendig und umständlich war.

1885 brachte George Eastman, einer der ersten Trokkenplattenhersteller Amerikas, einen Papiernegativrollfilm auf den Markt.

Die Papierrollen wurden mit einer lichtempfindlichen, negativen Gelatineemulsion überzogen und in Rollenhalter eingesetzt, die anstelle der Plattenhalter an den Kameras angebracht wurden. Damit konnte auch das Gewicht und der Umfang der photographischen Ausrüstung erheblich reduziert werden. Einen weiteren Fortschritt für die Rollfilmphotographie stellte die von Eastman 1888 entwickelte Kodak-Kamera dar.

1887 hatte der amerikanische Geistliche Hannibal Goodwin zum erstenmal den Cellulosenitratfilm als Träger der lichtempfindlichen Schicht verwendet. Das Verfahren wurde 1889 patentiert und ging noch im gleichen Jahr bei Eastman Kodak in Fertigung. Cellulosenitratfilme bergen jedoch gravierende Probleme in sich: sie sind leicht entflammbar und zersetzen sich im Laufe der Zeit selbsttätig. Dabei werden Nitratgase freigesetzt, die den Zersetzungsprozeß noch beschleunigen. Auch mit der Einführung der schwer entflammbaren Acetatfilme (Safety Filme) in den 20er Jahren wurden Cellulosenitratfilme wegen ihrer hervorragenden mechanischen Eigenschaften noch bis in die 50er Jahre produziert. Für die sicheren Acetatfilme wurden unterschiedliche Anwendungsbereiche für Rollfilme (mit Cellulose-Diacetat), Planfilme (Cellulose-Acetat-Butyrat) und Kinofilme (Cellulose-Acetat-Propionate) entwickelt. Aber auch Acetatfilme zersetzen sich im Laufe der Zeit selbsttätig und spalten hierbei Essigsäure ab, die wiederum den Zersetzungsvorgang beschleunigt.

Seit 1955 ist der Polyesterfilm auf dem Markt. Durch künstliche Alterungsversuche wird davon ausgegangen, daß dieser Film die beste Haltbarkeit unter den heutigen Materialien bietet. Polyesterfilme können ebenfalls als "Safety Filme" bezeichnet werden.

Seit 1945 werden immer höherempfindliche und feinkörnigere Filme entwickelt. Plattenkameras wurden bereits in den 30er Jahren von Roll- und Kleinbildkameras zunehmend verdrängt und heutzutage so gut wie gar nicht mehr verwendet.

Die Photoausrüstung vor allem für den Amateurphotographen wurde durch die entwickelten Verbesserungen wesentlich kleiner, die Farbphotographie setzte sich immer mehr durch, und nicht zuletzt wurde die Sofortbildphotographie erfunden 1).


Anmerkungen
1) Die Angaben stammen im wesentlichen aus:
Meyers Konversalions- Lexikon. 4. umgearb. Auflage. Verlag des Bibliographischen instituts:
Leipzig 1889
Coe, Brian: Kameras von der Daguerreotypie zum Sofortbild
Authorized Gelman edition C 1978
Zink, Robert u.a.: Bild der Stadt - Stadt im Bild.
Frühe Photographie in Bamberg. Ausstellung d. Stadtarchivs Bamberg. 1989