Atelier Zimmerstraße 209 1/5 bzw. Frühlingstraße 13

Das Atelier in der Zimmerstraße (ab 1882 Frühlingstraße) bestand seit 1876. In seiner Funktion als Photoatelier kann es bis in die 1950er Jahre nachgewiesen werden. 1962 mußte es wegen Baufälligkeit abgebrochen werden.

Christian Verra

Christian Verra muß ein Bruder von Johann Verra gewesen sein, obwohl die Verwandschaft der beiden quellenmäßig nicht belegbar ist.

Beide sind in Penia in Südtirol geboren, beide hatten als Söhne eines Malers (der Vater Christian Verra war Landschaftsmaler) wohl Interesse am Photographenberuf gefunden.

Ein genaues Geburtsdatum von Christian Verra ist nicht bekannt, lediglich aus seiner Todesanzeige im Januar 1881 geht hervor, daß er im Alter von 37 Jahren starb 50). Da er im Gegensatz zu seinem Bruder Johann weder das Heimat-, noch das Bürgerrecht erworben hat, gibt es wenig gesicherte Anhaltspunkte über sein Leben.

Am 07. Dezember 1876 meldet er in Rosenheim das Photographengewerbe an und eröffnet zwei Tage später sein neugebautes Photoatelier 51). Ob zu diesem Zeitpunkt das Geschäft von Anton Seif & Co. noch existierte, ob es leer stand oder bereits an Gustav Wild übergegangen war, ist unklar. Auffällig ist jedenfalls, daß in der selben Straße in unmittelbarer Nähe zueinander zwei Photoateliers bestanden haben.

Nach dem Tod ihres Mannes führte Maria Verra seit 1881 das Atelier allein weiter und änderte nach ihrer Heirat mit Kaspar Frank den Geschäftsnamen in Firma Ch(ristian) Verra's Nachf(olger).

Kaspar Frank

Der am 08. Januar 1854 in Erlangen geborene Kaspar Frank heiratete Maria Verra am 08. August 1882. Zunächst scheint der gelernte Telegrafenmechaniker sich wenig um Photographie bemüht zu haben; seine Frau führte auch nach der Heirat das Geschäft unter ihrem Namen weiter.

Erst am 05. März 1887 meldete Kaspar Frank das Photographengewerbe beim Magistrat an. Damit wechselte nun die Firmenbezeichnung, obwohl Frank sich zunächst auch noch als Ch(ristian) Verra's Nachf(olger) bezeichnet.

Schließlich führt Frank das Atelier nur noch unter seinem Namen weiter. Möglicherweise war der Wegfall des etablierten Namens "Verra" in der Firmenbezeichnung mit Schuld an der schlechten geschäftlichen Situation. Beim Erwerb des Bürgerrechts beklagte sich Frank über zu hohe Gebühren, sein Geschäft sei verschuldet und werde nur in geringerem Umfang als früher betrieben. Außerdem plane er das schlecht gehende Atelier zu verkaufen und aus Rosenheim wegzuziehen 52). Inwieweit diese Angaben Franks gestimmt haben oder nur der Versuch waren, Gebührenkosten zu drücken, ist nicht mehr nachvollziehbar. Die Gebühren für die Bürgerrechtsverleihung mußte Frank jedenfalls in voller Höhe zahlen, der Wegzug aus Rosenheim hat sich noch 10 Jahre hingezogen. Erst 1900 ging Kaspar Frank nach München, 1906 nach Garmisch und 1908 in seinen Geburtsort Erlangen zurück.

Die rückseitigen Werbeaufdrucke auf seinen Photographien preisen ein vielseitiges Tätigkeitsspektrum an, bauliche Erweiterungen am Ateliergebäude 53) lassen auch nicht gerade auf ein schlecht gehendes Geschäft schließen.

Anfang der 1890er Jahre erhielt Frank einen größeren Auftrag vom Stadtmagistrat. Für die von Dr. Stempfle zu erstellende Chronik (1860 - 1890) sollte Frank Photographien von Rosenheim liefern 54). Eine bebilderte Stadtchronik in Buchform ist dann allerdings nicht herausgegeben worden, ein Teil der dafür vorgesehenen Bilder ist aber ins Stadtarchiv gelangt.

Am 01. März 1900 verkauften Kaspar und Marie Frank das Atelier an den Photographen Georg Preusser 55).

Georg Preusser

Der am 14. Mai 1871 geborene Georg Preusser stammte ursprünglich aus Moselweis/Koblenz. Im September 1899 läßt er sich durch seine Heirat mit Anna Reichart in Augsburg nachweisen, ab März 1900 begann seine Tätigkeit in Rosenheim. Die geschäftliche Etablierung Preussers dauerte ungefähr 10 Jahre; zahlreiche Werbeanzeigen bis 1909 und die Beibehaltung des Firmennamens K. Frank, lediglich mit dem Hinweis "Inhaber Georg Preusser", deuten darauf hin. Erst ca. 1912 wechselte die Geschäftsbezeichnung in "Fotografisches Atelier Georg Preusser, vorm. K. Frank", auch wenn über dem Atelier noch in den 20er Jahren der alte Firmenname Frank Werbung machte.

Georg Preusser starb am 11. Oktober 1949 in Rosenheim, seine Tochter Josefine, verheiratet mit dem Photographen Anton Eisenreich, führte sein Geschäft weiter. 1962 wurde das Atelier abgebrochen.