Einleitung

Photographie ist heute aus dem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Aus einem zunächst besonderen Medium ist längst ein selbstverständliches Alltagsgut geworden. So ist es nicht verwunderlich, daß den Photographien häufig nicht die ihrem quellenmäßigen Wert entsprechende Beachtung geschenkt wird. Erst allmählich befassen sich Archive und Museen mit der Aufarbeitung ihrer wichtigen Bilddokumente, die oft das einzige visuelle Gedächtnis der Vergangenheit darstellen.

Einmalig in diesem Zusammenhang ist der Nachlaß des Rosenheimer Hofphotographen Franz Xaver Simson, der 1962 in den Besitz des Stadtarchivs überging. Mit etwa 100.000 Negativplatten aus einem Zeitraum von 1895 bis 1950 ist dieser Bestand von größter kultur- und sozialgeschichtlicher Bedeutung. Nicht nur von Bürgern der Stadt Rosenheim, auch aus dern Landkreis erhielt Franz Xaver Simson seine Aufträge, so daß der Photobestand auch von regionalem Interesse ist. Außenaufnahmen, Nachphotographien, vor allem aber Portraitaufnahmen bieten eine schier unerschöpfliche Quelle für Historiker und Volkskundler. Dabei konnte bisher erst etwa ein Drittel des gesarmten Nachlasses gesichtet und bearbeitet werden.

Die mit diesem Katalog gezeigten Bilder stellen lediglich eine Auswahl aus Simsons Frühzeit in Rosenheim 1895 bis 1918 dar und sollen zunächst nur einen Überblick über das breite Spektrum an verschiedenen Photographietypen zeigen, die im "Nachlaß Simson" noch auf ihre Entdeckung und Aufarbeitung warten. Auch möchte dieser Katalog Hintergrundinformationen zu den Anfängen der Photographie in Rosenheim, zur Studiophotographie und zur Person von Franz Xaver Simson geben, ohne die weitere Bildauswertungen nicht in den notwendigen Gesamtzusammenhang gestellt werden können. Alle inhaltlichen Auswertungen des Bestands können nur rnit der Einschränkung getroffen werden, daß erst ein Drittel der Negativplatten bearbeitet wurde.

Endgültige Aussagen sind erst nach der Gesamtsichtung möglich; insofern können inhaltliche Relativierungen und Änderungen erforderlich sein.

Neue Erkenntnisse und das "Auftauchen" besonderer Bilder begleiten die laufende Bearbeitung. Mit der jetzigen Ausstellung kann dem gesamten Photoplattennachlaß im bisherigen Bearbeitungsstand, aber auch aus Zeitund Platzgründen nicht gerecht werden. Weitere Detailarbeiten werden nötig sein, urn die vielfältigen Aspekte, die der Nachlaß von Franz Xaver Simson bietet, auszuwerten. Diese aktuellen Ergebnisse der Öffentlichkeit vorzustellen, wird eine Aufgabe der kornmenden jahre sein. Daß die Bearbeitung und Restaurierung alter Negativplatten nur rnit erheblichem finanziellem Aufwand geschehen kann, muß nicht eigens erwähnt werden. Deshalb soll an dieser Stelle den großzügigen Sponsoren, dem Wirtschaftlichen Verband für die Stadt und den Landkreis Rosenheim e.V. und der Landesstelle für die Nichtstaatlichen Museen München, besonders gedankt werden. Ohne ihre Unterstützung wäre die Bearbeitung der Photoplatten in der jetzigen rationellen Form mit einem speziellen Bildarchivierungssystem nicht möglich gewesen.

Herzlicher Dank gilt auch der Familie Simson und hier besonders Frau Liselotte Schürr, geborene Simson, die sich sehr engagiert und interessiert um die Bereitstellung von wesentlichem Material zur Biographie von Franz Xaver Simson kümmerte, und deren Erinnerungen ich viele wichtige Informationen für den Katalog entnehmen konnte.

Nicht zuletzt möchte ich meinen Kollegen und Mitarbeitern irn Stadtarchiv danken, die mit so viel Einsatz und Engagement das Säubern und Sortieren der Photoplatten im Archivkeller übernommen haben. Ohne ihre Hilfe wäre diese Ausstellung nicht zustande gekommen.

Der Katalogband zur Ausstellung versteht sich als Fortsetzung innerhalb der Reihe "Beiträge zur Stadtgeschichte". Mit diesem Themenheft zur Rosenheimer Photographiegeschichte soll ein weiterer Baustein zur Stadtchronik geleistet werden.

Ingeborg Armbrüster