Ehrenbürger Max Bram

Es war kurz vor seinem 50. Geburtstag, als die Stadt Rosenheim dem Oberlehrer Max Bram die Ehrenbürger-Urkunde überreichte.

Der damalige rechtskundige Bürgermeister, Hofrat Josef Wüst, unterschrieb das Dokument: „Die beiden städtischen Kollegien von Rosenheim haben in ihren Sitzungen vom 1. und 12. April 1905 übereinstimmend und einstimmig beschlossen, Herrn Oberlehrer Max Bram in München, den hochherzigen Gründer der städtischen Gemäldesammlung, den verdienstvollen Förderer und opferwilligen Freund bürgerlicher Kunstpflege, zum Ehrenbürger der Stadt Rosenheim zu ernennen. Deß zur Urkund, Rosenheim, den 19. April 1905". Der Geehrte war am 23. Mai 1855 in Pfarrkirchen geboren. Aufgewachsen in Rosenheim, wohnte er in der Königstraße und besuchte die Präparandenschule im heutigen Rathaus.

Als jungen Lehrer verschlug es ihn zunächst nach Ingolstadt. Dort zog er mit seinen Kollegen durch die Umgebung und hielt begeistert Landschaftsmotive mit dem Malkasten fest.

Nach München versetzt, suchte er auf der Auer Dult nach Zeichnungen, Skizzen und Aquarellen. Freilich zahlte er so manches Lehrgeld und mußte einiges später billig als Kram wieder verscherbeln. Aber in ihm war die Sammlerleidenschaft geweckt. Bald kannte er sich in den maßgeblichen Ateliers Münchner Künstler aus. Manches Stück trug er aus Versteigerungen des Kunsthandels nach Hause. Nach zahlreichen Besuchen bei Franz Defregger wurde sein Auge immer sicherer, Wertvolles vom Vergänglichen zu unterscheiden.

Langsam nahm eine andere Sorge bei Max Bram Platz: Wohin mit all den kostbaren Schätzen? Fast 600 Werke füllten seinen privaten Bereich. In einer Zeitung las Bram zufällig, daß Gleichgesinnte in Rosenheim einen Kunstverein gründen wollten. Max Bram hatte keine Erben; so stand sein Entschluß rasch fest: das Gesamtwerk seiner Sammlerleidenschaft, das eine Brücke schlägt vom Kunstschaffen in der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zur jüngsten Gegenwart seiner Zeit, sollte als lückenloses Ganzes in einem Galeriegebäude Unterkunft finden. So schenkte er alles, woran sein Herz hing, der Stadt seiner Jugendzeit, Rosenheim. „Diese hervorragende Tat großzügigen Allgemeinsinns", schrieb Albert Aschl, „hatte eine glückliche Folge. Sie öffnete dem Stifter die Ateliertüre so mancher Kunstgröße jener Zeit, die keinen Wert darauf legte, in einer Privatsammlung vertreten zu sein, wohl aber ihr Werk nicht ungern in einer städtischen Galerie sah." Leo Samberger wird genannt, Hubert von Herkomer, Gabriel von Hackl, Grazer, Karl Leopold Voß, Franz von Stuck. In Rosenheim hatte man inzwischen die säkularisierte Michaelskapelle in einen würdigen Ausstellungsraum umgestaltet. Max Bram kamen manch fördernde Hände zu Hilfe: Emil Thoma, Hermann Groeber,
Constantin Gerhardinger, Anton Müller-Wischin, Hans Müller-Schnuttenbach und viele andere.

Noch große Opferbereitschaft und immer neue Initiativen wurden auch dem Rosenheimer Ehrenbürger abverlangt, bis endlich am 29. August 1937 der von Professor Bestelmeyer geschaffene Neubau am heutigen Max-Bram-Platz eröffnet werden konnte. Viele kunstverständige Rosenheimer halfen ebenfalls uneigennützig, angespornt von dem großen Stifter, um zum Gelingen dieses Werkes beizutragen.

Oberlehrer Max Bram hat die Erfüllung seines heißerstrebten Herzenswunsches nicht mehr erlebt. Er ruht seit dem 25. Oktober 1935 auf dem Rosenheimer Friedhof.
 

Text von Helmut Braun aus der Broschüre "Die Ehrenbürger der Stadt Rosenheim", Hrsg. Bayerische Hypotheken- und Wechsel-Bank Aktiengesellschaft, München, 1983.